Am 17. Juli fand in Brüssel die Eröffnungssitzung der EU-Beobachtungsstelle für die Agrar- und Lebensmittelkette (AFCO) statt. Bei dieser ersten Sitzung waren Vertreter aus verschiedenen EU-Mitgliedsländern sowie der EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski anwesend. Ziel dieser neuen Institution ist es, die Produktionskosten, Gewinnspannen und Handelspraktiken innerhalb der Lebensmittelkette transparenter zu gestalten. Diese Initiative wurde von der Europäischen Kommission bereits im März als Maßnahme zur Stärkung der Position der Landwirte angekündigt.
Die Hauptaufgabe von AFCO besteht darin, unter Beachtung der Vertraulichkeit und der Wettbewerbsregeln mehr Klarheit über die Preise, die Kostenstruktur sowie die Verteilung der Gewinnspannen und des Mehrwerts in der Lieferkette zu schaffen. Dies soll sicherstellen, dass alle Beteiligten fair für ihre Beiträge und Arbeit entlohnt werden.
Ein wichtiger Schritt für die Landwirte
Die Europäische Koordination Via Campesina (ECVC) bezeichnete die Gründung der Beobachtungsstelle als einen wichtigen Schritt. Die neue Einrichtung habe das Potenzial, die Forderungen der Landwirte nach mehr Preistransparenz zu erfüllen. ECVC betont jedoch, dass die AFCO auch befähigt werden müsse, die Märkte zu regulieren und nicht nur Missstände zu beobachten. Insbesondere sollten die wichtigsten missbräuchlichen Praktiken sowie die Marktanteile großer Unternehmen erfasst und kontrolliert werden, ebenso wie die Lagerbestände strategischer Agrarprodukte wie Getreide und Milchpulver.
Erfahrungen der Mitgliedsländer
Während der Eröffnungssitzung tauschten die Vertreter der 27 EU-Länder und 48 Interessenverbände ihre Erfahrungen mit den nationalen Preisbeobachtungsstellen aus. Sie berichteten über die aktuellen Daten zu Preisen, Kosten und Margen in ihren jeweiligen Ländern. Länder wie Frankreich, Spanien und Belgien zeigten ein starkes Interesse daran, die Position der Erzeuger in der Wertschöpfungskette zu stärken. Ein ernsthaftes Engagement für dieses Ziel war deutlich zu erkennen.
Herausforderungen und Erwartungen
Die Schaffung einer fairen und gut funktionierenden Lebensmittelversorgungskette ist eine komplexe Aufgabe. Agrarkommissar Wojciechowski betonte in seiner Eröffnungsrede, dass es keine einfache Lösung für dieses Problem gebe. Mittelfristig soll die AFCO Methoden zur Bewertung und Überwachung der Kostenstruktur und der Verteilung von Margen entlang der Lieferkette entwickeln. Langfristig ist das Ziel, dass jeder Akteur angemessen für seine Arbeit entlohnt wird.
Österreichische Vertreter in der AFCO
Auch Österreich wird von der Arbeit der neuen EU-Beobachtungsstelle profitieren. Durch die gesteigerte Transparenz und Fairness in der Lebensmittelversorgungskette können österreichische Landwirte auf eine gerechtere Entlohnung und bessere Marktbedingungen hoffen. Österreichische Vertreter in der AFCO werden aktiv daran arbeiten, die Interessen der heimischen Landwirtschaft zu vertreten und Missstände in der Preisgestaltung aufzudecken.
Wichtiger Schritt für mehr Gerechtigkeit und Transparenz
Die EU-Kommission plant, ihren Kurs für eine gerechtere Handelspolitik fortzusetzen. Für das zweite Halbjahr 2024 sind weitere legislative Maßnahmen geplant, darunter eine Novelle der Verordnung über eine gemeinsame Marktorganisation und eine Richtlinie über unlautere Handelspraktiken in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette. Diese Maßnahmen sollen die Marktbedingungen weiter verbessern und sicherstellen, dass die Lebensmittelversorgungskette in der EU fairer und transparenter wird.
Mit der neuen EU-Beobachtungsstelle für die Agrar- und Lebensmittelkette ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit und Transparenz getan. Es bleibt abzuwarten, wie effektiv die AFCO in der Praxis sein wird und welche konkreten Verbesserungen für die Landwirte und andere Akteure der Lebensmittelversorgungskette erreicht werden können.