Lisa Reiterer und Michael Mössler: Diese zwei starten so richtig durch

Lisa Reiterer und Michael Mössler: Diese zwei starten so richtig durch
Die beiden trauen sich etwas. In einer Zeit, in der Fleischereien vielerorts wegen Personalmangels oder fehlenden Nachwuchses ihre Türen für immer schließen, haben Lisa Reiterer und Michael Mössler, ein junges und engagiertes Fleischerpaar aus der Steiermark, vor drei Jahren den mutigen Schritt gewagt: den Start mit einer eigenen Fleischerei.
„Fast niemand hat uns zugetraut, diesen Schritt in die Selbstständigkeit mit einer komplett neuen Fleischerei zu gehen“, erinnert sich Lisa Reiterer. „Die erste, beinahe unüberwindbare Hürde war die Finanzierung. Erst die fünfte Bank hat unser Geschäftsmodell akzeptiert und uns das nötige Kapital zugesprochen. 2022 konnten wir schließlich loslegen.“

Eigene Schlachtung seit dem Jahr 2024
Zunächst wurde eine Scheune beim Anwesen Mahofer – daher auch der Name Fleischerei Mahofer – in einen handwerklichen Betrieb mit eigener Schlachtung und Wildanlieferstelle umgebaut. Für die beiden passionierten Jäger spielte das Thema Wild von Beginn an eine zentrale Rolle. 2023 startete die Produktion in Kitzeck im Sausal. Parallel dazu eröffneten sie in einer ehemaligen Tankstelle in St. Andrä ein Fachgeschäft, das seither die Region mit Spezialitäten von Schwein, Rind, Kalb, Wild und mehr versorgt.
Ein Jahr später, nahmen Reiterer und Mössler auch die eigene Schlachtung auf. Heute werden im Handwerksbetrieb inklusive Lohnschlachtung rund 30 bis 40 Sauen wöchentlich gestochen und alle zwei Wochen ein Rind geschlagen.
Meisterprüfung mitten in der Pandemie
Lisa Reiterer entstammt väterlicherseits einer Fleischerfamilie. Nach ihrer Handelsakademie-Matura sammelte sie bei der Fleischerei Krainer wertvolle Praxiserfahrung. Ihr Lebensgefährte Michael Mössler wiederum absolvierte zunächst die Lehre zum Fleischfachverkäufer beim Diskonter Penny. Beide arbeiteten später in der Fleischerei Strauss in St. Nikolai im Sausal. Kennengelernt haben sich die beiden 2018 in der Berufsschule – und schon bald verband sie mehr als nur das gemeinsame Handwerk. 2020 legten sie in Linz erfolgreich die Meisterprüfung ab. Dann kam die Corona-Pandemie: „Plötzlich hatten wir viel Zeit zum Nachdenken und Planen“, erinnert sich Michael Mössler.
Über 100 Produkte im Sortiment
Heute kümmert sich Lisa Reiterer im Unternehmen um Geschäft, Buchhaltung und Verkauf, während Michael Mössler für Produktion und Schlachtung verantwortlich zeichnet. Bereits fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Produktion, zusätzlich unterstützt eine Fachverkäuferin im Detailgeschäft.
Geschlachtet wird, wie bereits erwähnt, im eigenen Betrieb. Bis auf Spezialitäten wie Edelschimmel-Salami oder ausgefallene saisonale Produkte entsteht alles in der Fleischerei Mahofer selbst. Die Produktpalette ist beachtlich: Neben köstlichen Wildspezialitäten von Reh, Hirsch und Wildschwein – etwa Hauswürstel, Bratwürstel, Leberkäse, Haussalami, Pasteten oder Presswurst – finden sich auch zahlreiche Produkte aus Schweine- und Rindfleisch. Klassiker der steirischen Küche wie Breinwurst, Schwartelsulz und Blutwurst mit Speckwürfeln gehören ebenso dazu wie Besonderheiten, etwa ein sechs Monate gerefter Rohschinken.
Kreativität beweisen Reiterer und Mössler mit Eigenkreationen wie dem „Steira-Berner“, einem Bratwürstel mit Käse, das zusätzlich mit Speck umwickelt ist. Hausmannskost wie Kaspressknödel, Leberknödel, Magerlsuppe, Flecksuppe oder Gulasch runden das mittlerweile über 100 Produkte umfassende Sortiment ab.
Auch das Geschäftsfeld Party- und Plattenservice erfreut sich wachsender Beliebtheit, ebenso die Zusammenarbeit mit regionalen Vereinen. Wichtigste Vertriebsschiene bleibt das eigene Geschäft, doch Mahofer-Spezialitäten sind mittlerweile auch bei Imbissständen, in einigen Spar-Märkten und bald über einen Webshop erhältlich. Ein zusätzlicher Umsatzbringer ist das Tierfutter-Sortiment – von Hunde- und Katzenwürsten über Trockenfu!er bis hin zu Ohren und Dörrfleisch.
Eingespieltes Team
„Aller Anfang ist schwer“ – diese Erfahrung haben auch Lisa Reiterer und Michael Mössler gemacht. Von der Finanzierung über den aufwendigen Umbau bis hin zur Suche nach verlässlichen Mitarbeitern war der Weg nicht immer einfach. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Inzwischen läuft der Betrieb rund, die Abläufe sind eingespielt, und heute verstärkt sogar ein Lehrling im zweiten Lehrjahr das Team. Für die Zukunft sind die beiden zuversichtlich. „Wir sind grundsätzlich optimistische Menschen und haben Spaß an der Fleischerei. In Verbindung mit unternehmerischem Geschick kann nichts mehr schiefgehen“, sind sich Reiterer und Mössler einig.
Die Fleischerei Mahofer ist damit mehr als nur eine junge Neugründung – sie steht exemplarisch dafür, dass es auch in Zeiten von Fachkräftemangel und Betriebsaufgaben möglich ist, mutige Wege zu gehen. Mit Leidenschaft, Innovationsgeist und handwerklicher Qualität belebt das junge Unternehmen die regionale Esskultur und zeigt, dass das Fleischerhandwerk auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.





