EU will Begriffe wie „Burger“ oder „Schnitzel“ für pflanzliche Produkte verbieten. Handel und NGOs wehren sich, Österreich kritisiert. Fleisch bleibt gefragt – Regionalität und Qualität gewinnen an Bedeutung.
EU will Veggie-Burger umbenennen: Deutscher Protest – Österreich reagiert mit Skepsis
Die EU-Kommission will für mehr Klarheit sorgen – und stößt auf Widerstand. Der EU-Agrarausschuss hat 29 Begriffe wie „Speck“, „Rippchen“, „Brust“ oder „Hähnchen“ ins Visier genommen. Künftig sollen diese nur noch für essbare Teile von Tieren erlaubt sein. Am 7. Oktober 2025 stimmt das Europäische Parlament darüber ab.
Besonders betroffen wäre Deutschland, wo pflanzliche Alternativen längst im Supermarktregal stehen. Aldi Süd, Lidl, Burger King Deutschland, Rügenwalder Mühle und die Ernährungsorganisation ProVeg warnen in einem
" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow" class="external-link"> offenen Brief vor Wettbewerbsnachteilen. Deutschland gilt als größter Markt für Fleischalternativen in Europa – ein Verbot etablierter Begriffe könnte Exporte und Investitionen bremsen.
Widerstand in Europa
Seit Wochen wächst der Protest. Über 140 NGOs aus 21 Ländern haben eine Petition gegen die Pläne gestartet. Sie verweisen auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, demzufolge bestehende Kennzeichnungsvorschriften bereits ausreichend seien. Auch Umfragen der Europäischen Verbraucherorganisation zeigen: Bis zu 80 Prozent der Konsument:innen haben kein Problem mit Bezeichnungen wie „vegane Wurst“ oder „pflanzlicher Burger“, solange die Kennzeichnung klar ist.
Die Branche warnt vor einer teuren und irreführenden Umbenennung. Fantasiebegriffe wie „Bratrolle“ oder „Grillquadrat“ würden Konsumenten irritieren und Hersteller zu kostspieligem Rebranding zwingen. Befürworter der Regelung wiederum argumentieren, dass klare Sprachregelungen den Schutz traditioneller Produkte sichern.
Österreich: Kritik am Verbot, Fokus auf Transparenz
Auch in Österreich sorgt die Diskussion für Schlagzeilen. Billa warnt vor „maximaler Verwirrung am Supermarktregal“ und verweist auf steigende Nachfrage nach pflanzlichen Produkten. Der Handelsverband, Grüne, SPÖ und NEOS sprechen sich gegen ein Verbot aus.
Der Verein für Proteinvielfalt, in dem Handelsriesen wie Spar, Rewe, Hofer und Lidl ebenso vertreten sind wie Fleischproduzent Berger Schinken, sieht ebenfalls einen Rückschritt. Konsumenten würden schlechter statt besser informiert, etablierte Unternehmen wie Start-ups in ihrer Entwicklung gebremst.
Doch die Zahlen relativieren den Eindruck eines Massenphänomens: Laut AMA-Marketing liegt der Marktanteil pflanzlicher Fleischalternativen in Österreich weiterhin bei etwa einem Prozent. Zwar wuchs das Angebot zwischen 2018 und 2023 um 47 Prozent, doch der überwiegende Teil der Bevölkerung bleibt Fleisch treu. Laut RollAMA-Motivanalyse 2024 ernähren sich nur 2,7 Prozent vegan und 6,9 Prozent vegetarisch, während rund 70 Prozent weiterhin Mischkost bevorzugen.
Fleisch bleibt gefragt – mit steigenden Ansprüchen
Trotz wachsender Sichtbarkeit pflanzlicher Alternativen ist Fleisch in Österreich nach wie vor fest verankert. Der Pro-Kopf-Konsum sank zwar von 67 Kilogramm (2007) auf 58 Kilogramm (2023), bleibt damit aber auf hohem Niveau. Gefragt sind zunehmend Qualität, Regionalität und Tierwohl.
Für Fleischereibetriebe und regionale Produzenten bietet das Chancen: Wer auf handwerkliche Verarbeitung, Herkunftssicherheit und transparente Lieferketten setzt, trifft auf wachsende Zahlungsbereitschaft – insbesondere in urbanen Regionen. Auch Biofleisch gewinnt an Bedeutung, wenngleich der Marktanteil mit rund sieben Prozent noch ausbaufähig ist.
Die Fleischwirtschaft betont, dass Begriffe wie „Wiener Schnitzel“ oder „Käsekrainer“ Teil der kulinarischen Identität sind. Sie stehen für Tradition, Geschmack und eine jahrzehntelange Kultur. Aus Sicht der Branche sichern klare Begriffe die Authentizität von Fleisch- und Wurstwaren – und verhindern eine Verwässerung durch pflanzliche Imitate.
Zugleich werfen Kritiker den Handelsketten vor, dass Transparenz nicht immer gewährleistet sei. Eine rot-weiß-rote Fahne auf der Verpackung garantiere nicht automatisch österreichische Herkunft, ebenso wenig wie alle Nachhaltigkeitssiegel tatsächlich nachhaltige Produktion sicherstellen. Die Frage, ob es im Kern um Verbraucherschutz oder um Marketing geht, bleibt offen.
Die Debatte um „Veggie-Burger“ und „vegane Würstel“ ist mehr als eine Frage der richtigen Etikette. Sie berührt zentrale Fragen von Transparenz, Verbraucherschutz und Marktordnung. Während Handel und NGOs vor einem Innovationshemmnis warnen, verweist die Fleischbranche auf die Einzigartigkeit ihrer Produkte und die wachsende Bedeutung von Qualität und Herkunft.
Ob es am Ende um Wortklauberei oder den Schutz traditioneller Lebensmittel geht – am 7. Oktober fällt eine Entscheidung, die für beide Seiten des Marktes prägend sein dürfte.