Mure und Hochwasser vernichteten die Fleischerei Mann. Nun beginnt der Wiederaufbau
von PIA MOIK
Dass Solidarität gerade in Salzburg großgeschrieben wird, zeigt nicht nur die Spenderliste, sondern auch die persönliche Anwesenheit einiger Branchenkollegen. Trotz der mittags angesetzten Pressekonferenz fanden auch jene die Zeit, persönlich der Spendenübergabe in der Raiffeisenbank Hüttau beizuwohnen, die aktiv im Berufsleben stehen. Hans Walter (Betrieb in Salzburg-Stadt), Paul Bayr (Betrieb in Bad Gastein), Bernhard Urban (Betrieb in St. Johann/Pongau), Johannes Obauer (Betrieb in Werfen) sowie Landesinnungsmeister der Fleischer Otto Filippi waren vor Ort, um Max Mann selbst zur erhaltenen Summe zu gratulieren. Für das leibliche Wohl der Anwesenden sorgten dabei Getränke (zur Verfügung gestellt vom Fleischerverband eGen), und eine stattliche Metzgerjause, die die Salzburger Landesinnung der Lebensmittelgewerbe finanziell ermöglichte.
Über das Unglück will ich gar nicht reden, denn das war traurig genug”, meint KR Anton Karl, Ehrenbundesinnungsmeister der Fleischer zum Auftakt seiner Ansprache anlässlich der Spendenübergabe an den Hüttauer Fleischer Max Mann: „Aber wenn jemandem ein solcher Schicksalsschlag widerfährt, zeigt sich jedoch, ob eine Gesellschaft in Ordnung ist oder brüchig. Und es hat sich gezeigt, dass, obwohl die wirtschaftlichen Verhältnisse zurzeit sehr schwierig sind, die Fleischer zusammenstehen, wenn Not am Mann ist”, fährt Karl fort.
Während der Unwetterperiode Anfang Juni in Österreich löste sich eine Mure oberhalb der Fleischerei Mann und ruinierte den Betrieb des Pongauer Metzgers. Vom Lagerraum des Betriebes blieben nur mehr Mauerreste über, die Produktion sanierungsreif verschüttet und überflutet, die Maschinen, wenn nicht komplett zerstört, so zumindest schwer beschädigt, und der Verkaufsraum unbrauchbar gemacht. Das im selben Haus befindliche Hotel, das von seinem Bruder betrieben wird, wurde genauso wenig von den Erdmassen verschont. Küche, Lokal und Rezeption können nicht mehr ohne Sanierung in Betrieb genommen werden. Das kleine Wasserkraftwerk, das sich neben der Fleischerei befindet, wurde komplett zerstört. Und was die Schlammlawine nicht ruinierte, erledigte das Wasser des kleinen Fritzbaches neben der Fleischerei. Denn die Mure schob einen 24 Tonnen schweren Bagger in das kleine Gewässer und ließ den Bach übertreten.
Glück im Unglück
Max Mann selbst hatte dabei mehr als Glück im Unglück. Denn er war mit Wartungsarbeiten im Kraftwerk beschäftigt, als der Strom ausfiel. Auf dem Weg zum Sicherungskasten, der sich außerhalb des kleinen Stromerzeugers befand, überrollte die Mure den gesamten Betrieb. „Wäre ich im Kraftwerk geblieben, hätte ich keine Chance gehabt, dort lebend herauszukommen”, erzählte der Fleischer unmittelbar nach der Katastrophe.
Das Ergebnis: ein zerstörter Betrieb, der einer fleißigen, sympathischen Unternehmerfamilie die Existenzgrundlage nimmt. Vom Schicksal eines Branchenkollegen und ehemaligen Mitarbeiters bewegt, wandte sich Anton Karl an die Fleischerzeitung. Ein Spendenkonto wurde bei der Raiffeisenbank Hüttau eingerichtet, und die Initiative „Fleischer helfen Fleischern – Solidaritätskonto für Max Mann” wurde kurzerhand ins Leben gerufen. „Im Zuge dessen möchte ich auch der Fleischerzeitung danken, ohne deren Engagement dieser Spendenaufruf nicht möglich gewesen wäre”, freut sich Anton Karl. Innerhalb von zwei Monaten kam ein Spendenbetrag von 22.000 Euro zustande, der in seiner gesamten Höhe Max Mann übergeben wurde. „Es ist sicher kein Betrag, der alle Schäden tilgt. Aber es ist eine Hilfe und ein Zeichen, dass die Branche hinter einem Mitglied steht”, so Karl
„Sehr berührt”
Freilich, kalt ließ auch Max Mann die Spendenübergabe nicht: „Ich bin sehr berührt und vor allem dankbar”, meint der Salzburger Fleischer. „Mit dieser Summe hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet”, freut sich Mann über die erhaltene Unterstützung. Für ihn geht es in den nächsten Wochen und Monaten an den Wiederaufbau. Denn eines ist sicher – alle Spendengelder werden dazu genützt, die Fleischerei wieder ins Laufen zu bringen. Dazu wird eine neue Produktionsstätte benötigt, das Wasserkraftwerk frisch saniert sowie das Hotel zu einer Frühstückspension umgerüstet. Zwar war der Produktionsbereich interimistisch wieder im Gange, doch der Schaden ist für einen dauerhaften Betrieb zu groß. Nun wird ein Teil des Hotels genutzt, um diesen neu zu bauen. Spendengelder kommen freilich noch aus dem Krisenfonds sowie von der Gemeinde Hüttau selbst. Letztere werden jedoch dazu verwendet, den Berg sicherer zu machen. Diese Summe wird komplett für Verbauungen genutzt, die die Anrainer vor weiteren Schlammlawinen schützen werden.
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