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EU-Kommission kritisiert Russland

Antonio Borg bezeichnete den russischen Importstopp von Schweinefleisch aus der gesamten EU als „unverhältnismäßig".

Die EU-Kommission hat die Entscheidung Russlands für ein Schweinefleischimport-Verbot aus sämtlichen Staaten der Europäischen Union wegen einiger Fälle von afrikanischer Schweinepest (ASP) in Litauen kritisiert. EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg bezeichnete am Freitag diese Maßnahme als „unverhältnismäßig“. Es seien auch von der Schweinepest nicht betroffene EU-Staaten betroffen. Borg forderte die russische Regierung auf, so rasch wie möglich für eine vernünftige Lösung zu sorgen.

Ausbruch in Grenzgebiet
Litauen hatte am 24. Januar die Infektion von Wildschweinen bestätigt. Rund 40 Tiere sind bisher in der Region Alytus betroffen, dementsprechende, erste Maßnahmen wurden von offizieller Seiter ergriffen. Alytus liegt im Dreiländereck Polen, Litauen, Belarus, wo bereits im Juni 2013 auf weißrussischer Seite (ca. 40 km von Litauen entfernt) die ASP ausgebrochen war. Auch in Deutschland mahnen die Behörden gerade in den Grenzgebieten zu Polen zu besonderer Vorsicht bei Jägern und Landwirten. Die Gefahr einer ASP-Einschleppung über deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, das an der Grenze zu Polen liegt, ist deutlich gestiegen.

Für Menschen ist der Erreger ungefährlich. Bei Wild- und Hausschweinen dagegen gilt er als hochinfektiös. Bereits über eine sehr geringe Menge Blut oder andere Körperflüssigkeiten kann er übertragen werden. Auch über kontaminierte Gegenstände können Tiere infiziert werden. Der Erreger könnte so zum einen direkt von Rotte zu Rotte nach Westen vordringen. Eine weitere Gefahr seien Abfälle mit virusbelasteten Schweinefleischprodukten an Rast- oder Campingplätzen, die von Wildschweinen gefressen würden. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass sehr wenig Virus benötigt wird, um Schweine zu infizieren“, meinte etwa Sandra Blome, Leiterin des Nationalen Referenzlabors für Afrikanische Schweinepest am Friedrich-Loeffler-Institut auf der deutschen Insel Riems. In Litauen gebe es zudem viel Jagdtourismus. Über Trophäen und nicht gereinigte Jagdutensilien könne der Erreger schnell eingeführt werden.

Kein Impfstoff auf Jahre
Sorge bereitet den Forschern die hohe Sterblichkeit der infizierten Tiere, die bei nahezu 100 Prozent liegt. Außerdem ist das Virus aufgrund seiner Wandlungsfähigkeit besonders aggressiv. Es besitzt diverse Werkzeuge, um dem Immunsystem seiner Wirte zu entgehen. Daher sei das Virus „ein großes Schlachtschiff“, so die Virologin Blome. Trotz großer Forschungsprojekte ist es daher noch nicht gelungen, Impfstoffe zu entwickeln. Damit sei auch in den kommenden Jahren nicht zu rechnen. Die Brüsseler Behörde entsandte Ende Jänner ein Team nach Litauen, das gemeinsam mit russischen und weißrussischen Experten, den Fachleuten der Organisation für Tiergesundheit und den Behörden in Vilnius Lösungen vor Ort erarbeitet. (PM/APA/DPA)

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