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Tönnies passt Einkauf an: Mehr Tierwohl und neue Prämien für Schweine

Tönnies reagiert auf Kritik von Landwirten: Rückkehr zur alten Maske ab Januar 2025, mehr Tierwohl und Prämien für unkupierte Schweine.

In einer bemerkenswerten Wendung hat der Schlachtriese Tönnies auf die massive Kritik seitens der Schweinezüchter und Berater reagiert. Das Unternehmen gab bekannt, dass man künftig den Einkauf von Schweinen stärker am Tierwohl orientieren möchte. Dieses Statement ist als Antwort auf die umstrittenen Maskenänderungen aus der Mitte des Jahres zu verstehen, die nicht den gewünschten Effekt erzielten. Ab Januar 2025 wird zudem eine Ringelschwanz-Prämie für Tiere der Haltungsform 3 eingeführt.

Die Überarbeitung der Maskenstruktur ist ein zentraler Punkt in der neuen Strategie. Die frühere Gewichtsbeschränkung, die den Muskelfleischanteil betonte, wird nun geändert. Tönnies hat die Schinkengrenze von 19 kg auf 18 kg gesenkt, was sicherlich für Aufregung in der Branche sorgen wird. Der optimale Gewichtskorridor der Tiere bleibt jedoch bei den gewohnten 88 bis 107 kg. Auch der Korridor für den Magerfleischanteil (MFA) wird auf die alten Werte zurückgesetzt. Dies bedeutet, dass Zuschläge von 1 Cent/kg bei einem MFA zwischen 59% und 61% möglich sind, während Abzüge von bis zu 4 Cent/kg bei einem MFA von unter 59% drohen.

Die Veränderungen im Detail

Trotz der Ankündigung lässt Tönnies aus seiner Pressemitteilung wichtige Details über die höheren Gewichtsabzüge im Vergleich zu den letzten Änderungen aus. Während die Veränderung in den internen Kommunikationsunterlagen vermerkt ist, ziehen die Vorgaben für die Tierhaltung klare Linien. Tönnies versucht, den Landwirten nahezulegen, gesunde und robuste Tiere zu halten und anzuliefern. Damit möchte das Unternehmen einen klaren Beitrag zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit leisten.

Nach eigenen Angaben hat sich Tönnies intensiv mit den Kritikpunkten auseinandergesetzt und die Maskengrenzen überarbeitet. Es wird angestrebt, eine ausgewogene Tiergenetik zu fördern, wobei die Fleischfülle nicht mehr im Vordergrund steht. Diese neue Strategie könnte dem Landwirt potenziell bis zu 2 Euro mehr pro Tier einbringen, auch wenn Experten auf dem Gebiet von geringeren Mehrerträgen ausgehen.

Andererseits wird es aber auch schwieriger. Die Abzüge für zu leichte Schweine werden deutlich angehoben. Für Tiere im Gewicht zwischen 82 und 87,9 kg zieht Tönnies 4 Cent/kg ab, während für Schweine mit weniger als 82 kg ein Abzug von 5 Cent/kg in Kraft tritt. Dies bedeutet, dass die Schweinemäster beim Sortieren ihrer Tiere noch präziser arbeiten müssen.

Änderungen bei Boni und Prämien

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Streichung des bisherigen Bonus von 1,50 € pro Tier für ITW-Schweine mit deutscher Geburt zum Jahreswechsel. Dies ist eine Folge der Neuausrichtung der heimischen Lieferketten durch die Initiative Tierwohl (ITW). Ab Januar 2025 gewährt die ITW einen Bonus von 7,50 €/Schwein lediglich für den Einkauf deutscher Ferkel. Anspruch auf 6,50 €/Tier haben dagegen ITW-Ferkel, die aus dem Ausland kommen.

Für die Haltungsform 3, die unkupierte Ringelschwänze vorsieht, hat Tönnies eine Prämie von 10 Euro pro Tier angekündigt. Die Maßnahme soll die Tierhalter bei der Umsetzung des Kupierverzichts unterstützen, welches im Tierschutzgesetz festgeschrieben ist. Wichtig ist, dass die Mäster ihre Tiere eine Woche vor dem Schlachttermin anmelden und mindestens 90 % der Schwänze unbeschädigt sein müssen. Nach einem halben Jahr will Tönnies diese Maßnahme bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.

Diese geschilderten Entwicklungen sind nicht nur für die Fleischindustrie von Bedeutung, sondern auch für die regionale Landwirtschaft und das Fleischerhandwerk in Österreich. Die Qualität des Fleisches, die Wertschöpfung im Land und das Tierwohl stehen dabei im Mittelpunkt.

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