von Georg Bock
Das duale Ausbildungssystem in Österreich wird von ausländischen Beobachtern als ausgezeichnet bewertet. Vor allem in handwerklichen Berufen ist die Lehre ein gutes Werkzeug, um die Theorie mit der Praxis optimal zu vereinen. Dennoch wird die Bereitschaft der Jugendlichen, diese Art der Ausbildung zu wählen, immer geringer. Anlass genug für Walter Hofmann, Präsident des Verbandes Österreichischer Stuckateur- und Trockenausbauunternehmungen (VÖTB), zu handeln. Er engagierte 2010 eine junge Agentur namens JMC, um ein Konzept zu erstellen, um Jugendliche besser ansprechen zu können.
Jugendliche ansprechen
Herausgekommen ist eine Form der Kommunikation, auf die interessierte Jugendliche voll ansprechen. Eine „coole” Homepage mit allen wichtigen Informationen sowie Gewinnspiele, Newsletter und vieles mehr sind die Bestandteile der Lehrlingsinitiative namens StunT. Auf Youtube und auf www.stunt-team.atfinden sich immer wieder neue Filme über StunT, es gibt die neuesten Informationen und die Möglichkeit, sich für einen Schnuppertag in einem Betrieb anzumelden. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Die Anzahl der Lehrlinge hat sich seit 2010 verdoppelt. Das Problem bis dahin war das schlechte Image und das fehlende Wissen rund um die Lehrlingsausbildung bei den Stuckateuren. Und wie sich gezeigt hat, die fehlende Kommunikation. Das änderte sich schlagartig. Durch StunT wurde vielen klar, was dieser Beruf kann und wie interessant die Ausbildung ist. „Anfangs sind wir noch auf Skepsis gestoßen, aber mittlerweile ist die Initiative ein voller Erfolg. Es ist eben ein junges Pflänzchen, das sich entwickelt hat”, so Hofmann.
Der VÖTB mit seinen knapp über 60 Mitgliedern finanziert die Initiative ausschließlich mit den Mitgliedsbeiträgen ohne Zuschüsse von öffentlicher Hand. Das bedeutet, dass die Betriebe die Sache selbst in die Hand genommen haben und hier etwas geschaffen haben, das von Unternehmern für Unternehmer ist. Die Kommunikationsagentur JMC betreut die Initiative nach wie vor. Seit 2010 gibt es immer wieder neue Ak-tionen, um weiterhin näher bei der Zielgruppe zu sein. Die Vorschläge dafür kommen von JMC, der Verband gibt den Startschuss. Stunt wird permanent von einem Projektleiter und zwei bis drei Mitarbeitern seitens der Agentur betreut. Neueste Erfindung ist der „StunT-Hero”, ein berufsbezogener Wettbewerb.
Diesen Mai wird der erste Stunt-Hero gekürt und darf sich über eine Vespa als Preis freuen. Wichtig dabei ist, den Jugendlichen immer wieder Neues zu bieten, es darf bei der Kommunikation keinen Stillstand geben. Der nächste Schritt wird laut Hofmann der Appell an die Betriebe sein, Lehrlinge auszubilden. Das Interesse der Jugendlichen ist so groß, dass es mittlerweile zu wenige freie Lehrstellen gibt. „Die Imagepflege läuft gut, jetzt ist es wichtig, die Unternehmer ins Boot zu holen”, so Hofmann. Wieder ist es wichtig zu vermitteln, dass die Ausbildung von Lehrlingen für die Betriebe, sei es aus dem Bereich Gewerbe oder auch der Industrie, von Vorteil ist.
Kommunikation ist alles
Lehrlingsinitiativen gibt es in Österreich viele. Die meisten sind aber regional. „Frag den Jimmy” ist eine Initiative der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Auf www.frag-jimmy.atgibt es allgemeine Informationen zum Thema Lehrberufe. Auch die Vorarl-berger Plattform „Zone L” beschäftigt sich mit der dualen Ausbildung und bietet Informationen rund um die Lehre ebenso wie Lehrlingsinitiativen in Städten wie etwa Feldkirch. Bei der Lehrlingsinitiative der Fleischereibetriebe in Salzburg im Herbst vergangenen Jahres wiederum wurden Jugendliche eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen der Betriebe zu werfen und so das Interesse der Fleischer von morgen zu wecken.
Bei solcherart Veranstaltungen wird deutlich, dass viel zu wenig über die Vielfalt der Berufe weitergegeben wird. Zitate von Schülern wie „Ich wusste gar nicht, dass diese Berufe so derartig attraktiv sind und eine solche Vielfalt bzw. so tolle Berufschancen mit sich bringen” zeigen, dass noch Aufholbedarf bei der Kommunikation zwischen Unternehmern, öffentlichen Einrichtungen wie den Wirtschaftskammern und Schülern gegeben ist.