Von der Talfahrt der Schweinepreise zeigt man sich in Brüssel noch nicht sonderlich beeindruckt. Beim Ruf der Mäster nach Entlastungsmaßnahmen wird weiterhin auf Zeit gespielt. Die Kommission schätzt die aktuelle Lage im Fünfjahresvergleich und in Anbetracht der sinkenden Preise am Futtermittelsektor offensichtlich immer noch nicht als katastrophal ein. Allerdings sind sich derzeit auch noch nicht alle Mitgliedstaaten einig in der Beurteilung der aktuellen Lage, und die Verarbeiter bekommen immerhin einen billigen Rohstoff. Die Dachorganisation der europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbände, Copa-Cogeca, hat bereits effiziente Hilfsmaßnahmen für den Schweinefleischsektor gefordert.
Auch in Österreich gelangten in den vergangenen Tagen neuerlich nicht alle schlachtreifen Partien zeitgerecht an die Schlachthacken, wenngleich ein Schrumpfen der Überhänge messbar ist. Frischfleischaktionen im Lebensmitteleinzelhandel sorgen für Freude beim Verbraucher und für einen belebten Warenabfluss. International tätige Unternehmen beschreiben die aktuellen Geschäfte als ruinös. Vor dem Hintergrund eines nicht mehr so drückenden Angebotes wie zuletzt und einer nicht durch einen Feiertag gestörten Schlachtkapazität, notiert die heimische Schweinebörse mit einem Minus von 3 Cent. Der Mastschweine-Notierungspreis sinkt somit auf EUR 1,40 (Berechnungsbasis: EUR 1,30) je kg.
Derzeit ist keine kurzfristige Entspannung am Schweinemarkt absehbar. Auf der Suche nach Stabilisierungseffekten weisen Experten darauf hin, dass der schwache Euro die Exportgeschäfte begünstige und der Frischfleischabsatz zu Monatsbeginn lebhafter ausfiel. „Ob das für eine Beruhigung der Situation reicht, ist ungewiss. Markteingriffe seitens Brüssels sind laut informellem Ministerrat in Mailand nicht vor Mitte bis Ende Oktober zu erwarten“, stellt Johann Schlederer von der Schweinebörse fest. Er plädiert dafür, die Räumung des europäischen Marktes durch Exporterstattungen zu begünstigen. Die Private Lagerhaltung würde auch zu einer gewissen Entlastung im Zusammenhang mit dem russischen Embargo führen, das Problem aber insgesamt nicht lösen, sondern nur um ein paar Monate hinausschieben, gibt er zu bedenken. AIZ