Forderungen treffen auf wirtschaftliche Realität
Die jüngsten Diskussionen über Tierschutz in Österreich werfen Fragen zur wirtschaftlichen Machbarkeit auf. Insbesondere Aussagen der Tierschutzlandesräte Michael Lindner (Oberösterreich) und Susanne Rosenkranz (Niederösterreich) anlässlich der Landestierschutzreferentenkonferenz sorgten für Verunsicherung in der landwirtschaftlichen Praxis. Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, betont die Dringlichkeit, Planungssicherheit für Landwirte zu schaffen – besonders im Hinblick auf die Schweinehaltung und Tiertransporte.
Schweinehaltung: Vollspaltenböden im Fokus
Eine der zentralen Herausforderungen betrifft die Schweinehaltung auf Vollspaltenböden. Während diese Haltungsform international etabliert ist, gibt es in Österreich Bestrebungen, innovativere und tierfreundlichere Stallsysteme zu entwickeln. Im Sommer 2022 verabschiedete der Nationalrat ein umfassendes Tierwohlpaket, das strengere Anforderungen an die Schweinehaltung stellt als in vielen anderen EU-Ländern. Seither wurden zahlreiche Betriebe auf dem Weg zur Umstellung begleitet, und die Zahl der Bio- und Tierwohlschweine stieg um ein Drittel. Dennoch bleiben Unsicherheiten bestehen. Viele der etwa 18.000 schweinehaltenden Betriebe in Österreich sind von den Übergangsfristen für Vollspaltenböden betroffen. Ohne klare, praxistaugliche Lösungen drohen erhebliche wirtschaftliche Einbußen – sowohl in der Produktion als auch in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen.
Tiertransporte: Qualitätsrinder für den Export
Die österreichische Rinderhaltung spielt eine zentrale Rolle für die landwirtschaftliche Wertschöpfung und die Kulturlandschaft. Dank intensiver Zucht- und Haltungsverbesserungen konnte das Leistungspotential der Tiere gesteigert und die Bestandesergänzung (Remontierung) reduziert werden. Hochwertige Zuchtrinder, die nicht für den Eigenbestand benötigt werden, werden vermehrt ins Ausland verkauft. Besonders die Nachfrage außerhalb der EU ist groß. Die jüngst ergänzte Tiertransportverordnung in Österreich sieht weitere Verbesserungen beim Schutz und der Überwachung von Tiertransporten vor. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die Tiere wohlbehalten am Zielort ankommen und Österreich auch in Zukunft als Vorreiter in Sachen Tierwohl innerhalb der EU gilt.
Investitionsschutz und Planungssicherheit gefordert
Franz Waldenberger fordert eine zügige Neuregelung der Übergangsfristen und betont die Bedeutung der Planungssicherheit für die Investitionsbereitschaft in der Schweinehaltung. Ohne diese können viele Betriebe keine langfristigen Entscheidungen treffen, was letztlich die Versorgung mit heimischem Schweinefleisch und zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet. Die österreichische Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, Tierschutz und wirtschaftliche Machbarkeit in Einklang zu bringen. Ein sachlicher Dialog und konstruktive Lösungen sind notwendig, um die Zukunft der Tierhaltung und die Weiterentwicklung der Branche zu sichern.
Herausforderungen in der österreichischen Tierhaltung
Bereich | Herausforderungen | Lösungen |
---|---|---|
Schweinehaltung | Umstellung auf tierfreundlichere Stallsysteme | Klare Übergangsfristen und Unterstützung |
Langstreckentiertransporte | Forderungen nach Abschaffung | Verbesserte Überwachung und Tierschutzmaßnahmen |
Rinderzucht und -haltung | Sicherstellung des Exports hochwertiger Zuchttiere | Weitere Optimierungen im Tiertransport |
Eine nachhaltige, zukunftsorientierte Tierhaltung in Österreich erfordert wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen, die den Bedürfnissen von Landwirten und Tieren gleichermaßen gerecht werden. Der Dialog zwischen Politik, Landwirtschaft und Verbrauchern muss gestärkt werden, um Lösungen zu finden, die sowohl den Tierschutz als auch die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe sichern.