Handelstag 2025: Lebensmittel im Fokus – warum Fleischereien keine Preistreiber sind

Handelstag 2025: Lebensmittel im Fokus – warum Fleischereien keine Preistreiber sind
Die Zukunft des heimischen Handels stand im Zentrum des Handelstags 2025 in der Wirtschaftskammer Österreich. Unter dem Motto „Zwischen digitalen Welten und realen Räumen“ diskutierten mehr als 200 Teilnehmer:innen aktuelle Herausforderungen und Chancen – von der Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) bis hin zur Frage, wie Ortskerne in Österreich attraktiv bleiben können. Für das Lebensmittelgewerbe und insbesondere für Fleischereien brachte die Veranstaltung eine zentrale Botschaft: Der Lebensmittelhandel ist kein Preistreiber der Inflation, sondern selbst stark von externen Faktoren betroffen.
Lebensmittelbetriebe unter Druck
Bundesspartenobmann Rainer Trefelik stellte klar, dass Lebensmittelbetriebe zu Unrecht als Kostentreiber dargestellt werden. Tatsächlich seien es vor allem Energiepreise und globale Lieferketten, die für den Preisdruck sorgen. Fleischereien stünden am Ende der Wertschöpfungskette und müssten mit den Vorgaben von Produzenten, Energieanbietern, Transportlogistik und den Lebensmittelkonzernen umgehen. „Wir brauchen starke Partner und faire Rahmenbedingungen, um diesen Herausforderungen zu begegnen“, betonte Trefelik.
Politik sichert Unterstützung zu
Bundeskanzler Christian Stocker hob in seiner Videobotschaft die Bedeutung des Handels für Wirtschaft und Gesellschaft hervor. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer sicherte den Betrieben konkrete Entlastungen zu – etwa durch die geplante Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze, die bisher Billigimporte aus Asien begünstigt. Außerdem soll mehr Transparenz für Konsument:innen geschaffen und die Kaufkraft gestärkt werden. Hattmannsdorfer betonte, dass die Inflationsbekämpfung nur im Zusammenspiel von Politik und Handel gelingen könne.
KI als Chance – nicht als Risiko
Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der digitalen Transformation. Der deutsche Handelsexperte Frank Rehme rief dazu auf, KI als Werkzeug für Innovation und Vereinfachung zu begreifen: „KI steht nicht für ‚kein Interesse‘, sondern für ‚kann ich‘.“ Digitale Tools könnten auch für Fleischereien große Vorteile bringen – etwa durch automatisierte Bestandsabfragen, digitale Bestellsysteme oder smarte Lösungen zur Kund:innenkommunikation. Entscheidend sei, dass diese Innovationen den Alltag erleichtern und echten Mehrwert schaffen.
Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel, unterstrich, dass Kund:innen vor allem einfachen Zugang, klare Sortimente und kompetente Beratung erwarten. Das Einkaufserlebnis sei die Kür, nicht die Pflicht. Für Fleischereien bedeutet das: Wer persönliche Beratung mit digitalen Services verbindet, kann sich nachhaltig von Online-Plattformen abheben.
Attraktive Ortskerne als Zukunftsfrage
Ein zweiter Schwerpunkt war die Rolle der Innenstädte und Ortskerne. WKÖ-Generalsekretär Jochen Danninger nannte Ortskerne die „sozialen Drehscheiben“, in denen Gemeinschaft gelebt wird – beim Einkaufen, im Wirtshaus oder bei Veranstaltungen. Doch die Realität ist herausfordernd: Der Anteil des Einzelhandels an den Innenstadtflächen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken, die Leerstandsrate gestiegen.
Erfolgreiche Gegenbeispiele liefern Städte wie Mödling oder Wels, die durch innovative Konzepte, Bürgerbeteiligung und enge Zusammenarbeit von Politik, Handel und Tourismus lebendige Stadtzentren schaffen konnten. Für Fleischereien bedeutet das, dass sie als Nahversorger und Treffpunkt im Ort eine Schlüsselrolle einnehmen können – vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen fördern diesen Standortvorteil.
Chancen für Fleischereien nutzen
Der Handelstag 2025 machte deutlich, dass die Zukunft des stationären Handels von zwei Faktoren abhängt: digitaler Innovationsbereitschaft und lebendigen Ortskernen. Für Fleischereien eröffnet sich hier eine besondere Chance: Sie können als authentische, regional verankerte Lebensmittelbetriebe Vertrauen schaffen – und gleichzeitig digitale Lösungen nutzen, um den Service auszubauen.
Die klare Botschaft: Lebensmittelhändler sind keine Preistreiber, sondern tragende Säulen einer Nahversorgung. Wer Tradition mit Innovation verbindet, sichert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Attraktivität der Ortskerne für kommende Generationen.