Großbritannien hat als erstes europäisches Land im Labor gezüchtetes Fleisch als Tierfutter zugelassen. Die Animal and Plant Health Agency und das Ministerium für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft haben das Produkt des Unternehmens Meatly freigegeben. Diese Entscheidung könnte die Tierfutterindustrie revolutionieren und setzt einen bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung nachhaltiger Nahrungsmittel.
Die Entstehung von Meatly’s Laborfleisch
Das im Labor gezüchtete Hühnerfleisch von Meatly wird durch die Entnahme einer Probe aus einem Hühnerei gewonnen. Diese Probe wird im Labor mit Vitaminen und Aminosäuren angereichert. Die Zellen wachsen dann in einem Container, ähnlich dem Fermentationsprozess in der Bierherstellung. Das Endprodukt ähnelt einer Fleischpastete und ist speziell für Haustiere gedacht.
Meatly plant, sein Produkt noch in diesem Jahr auf den Markt zu bringen. Die Produktionsprozesse sollen optimiert und skaliert werden, um die Kosten zu senken. Dies soll unter anderem durch die Beimischung von Gemüse geschehen, eine übliche Praxis auch bei herkömmlichem Tierfutter.
Finanzierungsrunde und zukünftige Pläne
Meatly hat in einer ersten Finanzierungsrunde 3,5 Millionen Pfund aufgestellt und plant, in der nächsten Runde 5 Millionen Pfund zu erreichen. Das Unternehmen arbeitet daran, die Produktionskosten zu senken und die Produktion auf industrielle Mengen zu skalieren.
Nachfrage und Umwelteinflüsse
Es wird erwartet, dass eine starke Nachfrage nach dem neuen Produkt besteht, insbesondere von Menschen, die selbst kein Fleisch essen und auch bei ihren Haustieren auf Alternativen ausweichen wollen. Studien haben gezeigt, dass die Klimabelastung durch die Tierfutterindustrie ähnlich groß ist wie die eines ganzen Landes. Laut einer Studie der University of Winchester würden 50% der befragten Haustierbesitzer ihren Tieren gezüchtetes Fleisch füttern, und 32% würden es selbst essen.
Vergleich zu anderen Ländern
Während Großbritannien als Vorreiter in Europa agiert, haben andere Länder wie Singapur und Israel bereits Laborfleisch für den menschlichen Verzehr zugelassen. In der EU sind derartige Produkte bisher noch nicht freigegeben, und in den USA gibt es sogar Gegenbewegungen. So haben die Bundesstaaten Florida und Alabama Laborfleisch generell verboten, aus Angst vor negativen Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft.
Land | Zulassung für Tierfutter | Zulassung für menschlichen Verzehr | Verbote |
---|---|---|---|
Großbritannien | Ja | In Prüfung | Keine |
Singapur | Nein | Ja | Keine |
Israel | Nein | Ja | Keine |
USA (Florida, Alabama) | Nein | Nein | Ja |
EU (gesamt) | Nein | Nein | Keine |
Ohne Tierleid: Futter für das Haustier
Die Zulassung von Laborfleisch als Tierfutter ist ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Ernährung. Linus Pardoe vom Good Food Institute Europe betont die Bedeutung dieser Innovation für die Reduzierung der negativen Auswirkungen der intensiven Tierhaltung. Langfristig könnte diese Entwicklung auch die Lebensmittelversorgungssicherheit verbessern und die Ausweitung der regenerativen Landwirtschaft unterstützen. Großbritannien setzt mit der Zulassung von Laborfleisch als Tierfutter neue Maßstäbe in Europa. Diese Innovation hat das Potenzial, die Tierfutterindustrie nachhaltig zu verändern und könnte langfristig auch den menschlichen Verzehr von Laborfleisch vorantreiben. Die Entwicklungen in anderen Ländern und die bestehenden Widerstände zeigen jedoch, dass es noch ein langer Weg ist, bis Laborfleisch weltweit akzeptiert und verbreitet ist.