Landwirtschaftsminister Totschnig plant, beim EU-Ministerrat zur Landwirtschaft nächste Woche die Diskussion über Fleisch aus Zellkulturen anzuregen. Er sieht darin eine potenzielle Bedrohung für die Tierindustrie, die durch ethisch vertretbare Konkurrenz bei identischen Produkten benachteiligt werden könnte.
Technologische Fortschritte bei der Herstellung von echtem Tierfleisch
Während Totschnig bei pflanzlichen Alternativen wie Tofu, Gluten und Erbsenprotein auf die Nachfrage nach Fleisch hofft, befürchtet die Tierindustrie, dass echtes Fleisch aus tierischen Zellen eine ernsthafte Alternative darstellen könnte. Die Forschung an Zellkulturen für Tierversuche zeigt bereits, dass aus simplen Hautzellen Stammzellen gewonnen werden können, die zu verschiedenen Körperzellen weiterentwickelt werden können. Obwohl es sich dabei um menschliche Miniorgane handelt, die oft bessere Ergebnisse in der Forschung über menschliche Krankheiten liefern als Tierversuche, wird dies nicht als bedrohliches “Frankensteinlabor” betrachtet.
Echtes Tierfleisch ohne Tierleid
Ähnliche Techniken könnten die Herstellung von Fleischprodukten wie Steak, Schnitzel und Faschiertem für verschiedene Tierarten ermöglichen, ohne Tieren Leid zuzufügen oder sie zu töten. Angesichts des enormen Leids, das durch die Schlachtung von jährlich 80 Milliarden Landtieren und 2.700 Milliarden Meerestieren weltweit verursacht wird, wird Fleisch aus Zellkulturen als vielversprechende Alternative betrachtet. Dies könnte auch dazu beitragen, Tiertransporte und die Bedingungen in großen Tierfabriken weltweit zu verbessern.
Zellkulturen realistische Hoffnung
Der VGT-Obmann DDr. Martin Balluch betont, dass Fleisch aus Zellkulturen eine realistische Hoffnung darstellt, den Wahnsinn von Tierfabriken und Tiertransporten in absehbarer Zeit zu beenden. Er weist darauf hin, dass die Bedenken von Minister Totschnig hinsichtlich Gesundheit und Natürlichkeit nicht gerechtfertigt sind und dass Fleisch aus Zellkulturen eine normale Fleischquelle ist, jedoch ohne Gewalt gegen Tiere. Balluch hofft darauf, dass die Tierfabriksindustrie gegenüber der Konkurrenz aus der Zellkultur nicht bestehen kann.