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Zermürbender Konflikt

Der Rechtsstreit des Wiener Fleischers Klaghofer mit  seinem Vermieter geht ins dritte Jahr.

von Pia Moik



Dass Mobbing nicht zwingend am Arbeitsplatz unter Mitarbeitern stattfindet, beweist die zermürbende Geschichte des Wiener Fleischers Herbert Klaghofer. Auch ein Vermieter kann zusetzen – und zwar gehörig. Denn besagter Fleischer mit einem gutgehenden Betrieb im 16. Wiener Gemeindebezirk führt seit drei Jahren einen Rechtsstreit mit dem Inhaber seiner Liegenschaft. Als eine Wand im Stiegenhaus neben der Fleischerei Wasser zog, wurde dessen Betreiber dafür verantwortlich gemacht. Der Grund: unsachgemäßes Reinigen. Wobei sich da die Hausverwaltung selbst auch nicht ganz sicher sein dürfte, denn im nächsten offiziellen Schreiben wird Klaghofer zu geringe Säuberung der Räumlichkeiten vorgeworfen.

Widersprüchliche Vorwürfe also zu Handlungen, die man unmöglich zeitgleich ausführen kann. Es reichte jedoch für eine Klage, die mittlerweile die erste Instanz durchlaufen hat. Der Gerichtsentscheid, ob Klaghofer die Räumlichkeiten denn nun über- oder unterversorgt hat, steht zwar noch aus. Jedoch hat der zuständige Richter nach diversen Anhörungen und einem Lokalaugenschein zwar angeraten, sich zu einigen, würde sich aber im Falle des Falles zugunsten von Klaghofer entscheiden. Zu früh gefreut, wer glaubt, dass dies ein Ende der Sorgen des Fleischers bedeutet. Denn besagter Vermieter legte bereits fest, gleich die zweite Instanz zu beschreiten.


Einigung gescheitert

Eine Einigung zwischen den Parteien scheiterte, da die Forderungen nicht akzeptabel waren. „Es hätte nur Nachteile für mich gebracht“, erzählt der Ottakringer Fleischer. Denn einerseits hätte der Keller umgebaut werden sollen und Klaghofer in seiner dort gelegenen Produktionsstätte weniger Platz erhalten – inklusive einer Neuordnung der Räume, die wesentlich verwinkelter als zuvor gewesen wären. Andererseits wollte der Vermieter, dass sich Klaghofer an der Erneuerung von Elektroinstallationen finanziell beteiligt – was für ihn mit erheblichen Kosten verbunden gewesen wäre. Für Außenstehende stellt sich daher die Frage, ob man hier überhaupt eine Einigung erzielen wollte.

Warum sein Vermieter Klaghofer den Boden unter den Füßen wegzieht, macht ihn ratlos. Der Mietpreis liegt laut seinen Angaben um ein Vierfaches höher als der Betrag, der für ein Objekt in mehr oder minder derselben Größe im Nachbarhaus verlangt wird. „Wenn die Genehmigungsverfahren nicht alle so lange dauern würden, würde ich sofort umziehen“, meint der Geschäftsmann. Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als Geld und Nerven in diesen Konflikt zu investieren. „Was mir wirklich gutgetan hat, war die Rückenstärkung der Gesellschaft, gerade zu Beginn“, erzählt Klaghofer. Denn eine spontan gegründete Bürgerinitiative zu Beginn des Konfliktes vor drei Jahren brachte 5.500 Unterschriften als Unterstützung für den Fleischer zustande. Die Moral Klaghofers ließ sich so zwar stärken, sein Vermieter blieb jedoch bei seinem Vorgehen.

Zum Glück hat Klaghofer kompetente Unterstützung. Denn trotz solcher Schwierigkeiten ein Unternehmen zu führen, ist natürlich nicht einfach. Im Falle von Verhinderungen wie Gerichtsterminen und Behördenwegen kann ihm sein Bruder und Berufskollege Anton Klaghofer aushelfen. „Das ist ja auch nicht selbstverständlich, und auf so etwas kann auch nicht jeder zurückgreifen“, weiß Herbert die Unterstützung zu schätzen. Und was ist sein Fazit aus dem Konflikt? „Man merkt schon, dass die Leute einfach nicht wollen, dass ihnen die Fleischer abhandenkommen“, ist er überzeugt. Das helfe jedoch insofern nicht viel, da die überbordende Bürokratie gerade kaum bewältigbar ist. „Dafür könnten sich unsere Standesvertreter ruhig mehr einsetzen“, wünscht sich Klaghofer.

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