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Halal-Zielgruppe: 600.000 Menschen

Wenn einzelne Kolleginnen und Kollegen einen Markt dafür sehen, werden sie das vielleicht machen. Ich sehe darin nicht das große Geschäft für die heimischen Fleischer“, sagte Rudolf Menzl, Bundesinnungsmeister der Fleischer, kürzlich in einem Gespräch mit der Fleischerzeitung zum Thema Halal-Angebot.

Es stimmt schon: Ein beträchtlicher Teil jener Muslime, die Halal-Produkte kaufen, erwerben diese in darauf spezialisierten Geschäften. Die Nachfrage wird allerdings immer größer. Einer Schätzung der Statistik Austria und des Instituts für Islamische Studien zufolge betrug die Zahl der Muslime 2012 in Österreich knapp unter 574.000 Personen. Laut Prognosen wird sich diese Zahl bis 2030 auf 800.000 bis 900.000 erhöhen – etwaige weitere Flüchtlingsströme noch gar nicht einberechnet. Das wären dann zehn Prozent der heimischen Bevölkerung.

Das Thema Zuwanderung im Allgemeinen und Muslime im Speziellen ist mit vielen Emotionen beladen. Erst im vergangenen Herbst zog die Handelsorganisation Spar ihr Halal-Angebot zurück, nachdem es im Internet zahlreiche Hasspostings und Boykottandrohungen gegeben hatte. Der Lebensmittelhändler zeigte sich „traurig und schockiert über den Tonfall der Diskussion“ und stellte den Verkauf von Halal-Fleisch ein.

Es verwundert daher nicht, dass sich das Bedürfnis der heimischen Produzenten von Halal-Produkten nach Medien-Öffentlichkeit in Grenzen hält. Andererseits wollen sich immer mehr Marktteilnehmer im Lebensmittelbereich dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Derzeit sind sechs Schlachthöfe für Rinder und einer für Geflügel vom Islamischen Informations und Dokumentationszentrum (IIDZ) für Halal zertifiziert.

Verkauft werden diese Produkte vor allem in den Geschäften der einzelnen ethnischen Gruppen, etwa in türkischen Läden. Am Wiener Naschmarkt findet man mittlerweile kaum noch Schweinefleisch. Die türkische Supermarktkette Etsan, die mit 18 Standorten in Wien vertreten ist, will mit der Übernahme von acht Zielpunkt-Filialen einen großen Sprung nach vorne machen. Selbst unter den Ethno-Lebensmittelhändlern ist der Konkurrenzdruck mittlerweile hoch. Und die drei Ethnofood-Marktführer in Wien – Etsan, Aycan und Hür Pas – sprechen nicht nur Migranten an, sondern verstärkt auch Österreicher. Die heimischen Fleischer laufen also Gefahr, erneut starke Mitbewerber zu bekommen und weitere Marktanteile zu verlieren.

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