
Weniger Masse, mehr Klasse – und warum das gut für die Fleischwirtschaft ist
Eine Ernährungswende steht bevor – doch sie bedeutet keineswegs das Ende des Fleischkonsums. Im Gegenteil: Die aktuelle Analyse „Landwirtschaft im Wandel“ von Ernährungsökologe Martin Schlatzer macht deutlich, dass Fleisch auch künftig Teil nachhaltiger Ernährungssysteme sein kann – vorausgesetzt, es stammt aus regionaler, ökologischer und tierwohlgerechter Produktion.
Die Botschaft ist klar: Der Wandel hin zu pflanzenbetonteren Ernährungsmustern bedeutet nicht „kein Fleisch“, sondern „besseres Fleisch“. Und genau hier liegen große Chancen für Österreichs Fleischwirtschaft, insbesondere für den regionalen Fleischer: Qualität statt Billigware, Herkunft statt Import, Handwerk statt Massenproduktion.
Biologisches Fleisch: Klimaschonend und zukunftssicher
Während industrielle Tierhaltung mit globalen Umweltfolgen in Verbindung gebracht wird, zeigt die Studie, dass Bio-Fleisch aus regionaler Produktion eine deutlich bessere Klimabilanz aufweist. So verursacht etwa Bio-Schweinefleisch bis zu 50 % weniger Treibhausgase als konventionell erzeugtes【6】. Der Verzicht auf importiertes Soja, synthetische Dünger und lange Transportwege ist dabei zentral.
Besonders bemerkenswert: Schon eine Reduktion des Fleischkonsums in Österreich um 20 % würde es ermöglichen, die gesamte Menge an importiertem Soja durch heimische Eiweißpflanzen zu ersetzen【6】. Das stärkt nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern reduziert auch die Abhängigkeit von volatilen Weltmärkten.
Regionale Fleischer als Gewinner der Agrarwende
Der Trend zu „weniger Fleisch“ eröffnet für regionale Fleischerbetriebe neue Chancen. Denn Konsumentinnen und Konsumenten greifen bei sinkendem Konsum bewusster zu – und sind eher bereit, für hohe Qualität, artgerechte Haltung und regionale Herkunft mehr zu zahlen. Das bedeutet: Die Nachfrage verlagert sich – weg vom Diskont, hin zum Handwerk.
Direktvermarktung, Transparenz und persönliche Beratung sind dabei klare Vorteile des klassischen Fleischereibetriebs. Wer sich als Experte für verantwortungsvollen Fleischgenuss positioniert, gewinnt Kund:innen, die bewusst einkaufen und wissen wollen, wo ihr Fleisch herkommt – und wie das Tier gehalten wurde.
Fleisch bleibt Teil einer gesunden Ernährung
Die Studie betont, dass Fleisch – in moderaten Mengen und hoher Qualität – weiterhin Platz in einem gesunden Ernährungsmuster hat. Vor allem wenn es aus artgerechter Haltung stammt und ressourcenschonend produziert wird. Österreich hat mit seinem starken Bio-Sektor und seiner gewachsenen Fleischereikultur eine ideale Ausgangsposition, diesen Wandel mitzugestalten.
Statt radikaler Verbote geht es um Balance: weniger Überfluss, weniger Lebensmittelverschwendung, weniger Futtermittelimporte – dafür mehr regionale Kreisläufe, mehr Tierwohl und mehr Wertschätzung für das Produkt Fleisch.
Schlüsselrolle für handwerkliche Fleischbetriebe
Die Umstellung auf nachhaltige Ernährung bedeutet nicht das Ende des Fleischhandwerks – im Gegenteil. Sie braucht Menschen, die wissen, wie man Tiere verantwortungsvoll hält, hochwertiges Fleisch verarbeitet und ehrlich über Herkunft und Qualität kommuniziert.
Für Österreichs Fleischer heißt das: Wer heute in Tierwohl, Regionalität und Bio investiert, profitiert morgen von einem gesellschaftlichen Wertewandel. Denn „Weniger Fleisch“ heißt eben nicht „gar kein Fleisch“ – sondern: Nur das Beste kommt auf den Teller.