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Vom Stall ins Labor: Wie die Viehzucht zur Medizinproduktion beiträgt

Jenseits der Lebensmittelproduktion liefert die Viehzucht essenzielle Rohstoffe für die Medizin – etwa Heparin, ein unverzichtbares Medikament

Die Viehzucht ist eine fundamentale Säule der Lebensmittelindustrie, bekannt für die Versorgung mit hochwertigen Proteinen. Weniger im Fokus steht jedoch ihr Beitrag zur Bereitstellung wichtiger Rohstoffe für andere Sektoren, insbesondere für die Medizinproduktion. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die Gewinnung von Heparin aus Schweinemukosa. Heparin, gelistet auf der WHO-Modellliste der unentbehrlichen Medikamente, spielt eine zentrale Rolle in der Prävention und Behandlung von Thrombosen und wird weltweit nachgefragt.

Die vielseitige Bedeutung der Viehzucht

Häufig wird die Viehzucht primär im Kontext der Nahrungsmittelproduktion betrachtet. Doch ihr Beitrag erstreckt sich weit über die Bereitstellung von Nahrungsmitteln hinaus. Teile eines Schweins und verschiedene Nebenprodukte fließen in über 180 unterschiedliche Produkte ein – darunter Medikamente, Kosmetika, Batterien, Biogas, Isolationsmaterialien, Zement, Seifen und vieles mehr.

Heparin: Ein medizinisches Muss

Seit Jahrzehnten ist Heparin als Antikoagulans unverzichtbar in der Behandlung und Prävention von Thrombosen – sei es während chirurgischer Eingriffe, bei Arterien-, chronischen sowie Diabetes-Erkrankungen und insbesondere in der älteren Bevölkerung. Die Herstellung von Heparin basiert größtenteils auf Schweinemukosa; 2022 stammten 90% des global produzierten Heparins aus dieser Quelle. Diese wird aufgrund ihrer Reinheit und der geringeren Notwendigkeit einer Aufbereitung im Vergleich zu anderen Quellen, wie Rindermukosa oder synthetischen Alternativen, bevorzugt.

Zukunftsperspektiven und Herausforderungen

Mit einem wachsenden globalen Bevölkerungsanteil steigen auch die medizinischen Ausgaben und der Bedarf an medizinischen Produkten wie Heparin. Obwohl alternative Quellen für Heparin zunehmen könnten, wird die Schweinequelle voraussichtlich auch in Zukunft das Rückgrat für dieses Produkt bilden.

Globale Produktionsschwankungen und regionale Unterschiede in Preis und Verfügbarkeit dieses Rohmaterials könnten jedoch Herausforderungen darstellen. So führte der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, insbesondere in China (2019-2020), zu Versorgungsengpässen von Heparin in den USA. Ein Rückgang der europäischen Schweineproduktion könnte dazu führen, dass die EU zum Nettoimporteur von Rohmaterialien für die Heparinproduktion wird.

Ein vergessener Aspekt der Viehzucht

Die breitere Bedeutung der Viehzucht – nicht nur als Grundlage unserer Lebensmittelproduktion, sondern auch als Lieferant für lebensrettende Rohstoffe – verdient mehr Beachtung in den aktuellen Debatten um die Viehzucht. Diese Perspektive unterstreicht die Notwendigkeit, den vielschichtigen Beitrag der Viehzucht zur Gesellschaft anzuerkennen und in nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu investieren.

 

Vom Stall ins Labor: Wie die Viehzucht zur Medizinproduktion beiträgtJenseits der Lebensmittelproduktion liefert die Viehzucht essenzielle Rohstoffe für die Medizin – etwa Heparin, ein unverzichtbares Medikament.
© meatthefacts.eu

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