„Beim Basismodul des AMA-Gütesiegels (Fleisch & Co hat berichtet) wird zukünftig 10 Prozent mehr Platz den Schweinen zur Verfügung stehen – genau genommen ein A4 Blatt mehr. Stufenweise wird das Angebot auf ein A3 Blatt mehr ausgebaut.
Und das wird den Konsument:innen nun als Tierwohl verkauft? Weiterhin bekommen diese Tiere Gentechniksoja und sollen bis 2032 auf Vollspalten gehalten werden. Hier das Wort ‘ambitioniert’ zu verwenden, ist vollkommen an den Entwicklungen vorbei gedacht. Ich hätte mir erwartet, dass der Lebensmitteleinzelhandel als auch die Lebensmittelindustrie nun endlich Farbe bekennen und den Bäuerinnen und Bauern zukünftig ein gerechtes Einkommen über das Gütesiegel sichern. Beides ist nicht der Fall. Auf der Strecke bleiben die bäuerlichen Betriebe, denen vorgegaukelt wird, sie hätten mit TW 10 einen Tierwohlstall“, sagt Olga Voglauer, Landwirtschaftssprecherin der Grünen.
Das AMA-Gütesiegel hat nichts mit mehr Tierschutz zutun
Mit mehr Tierschutz hat das neue AMA-Gütesiegel nichts zu tun, von mehr Klimaschutz kann auch nicht die Rede sein. Die Grundlage für das Gütesiegelprogramm stellt nach wie vor eine tierverachtende Haltung. „Gentechniksoja bleibt weiterhin fixer Bestandteil des AMA-Gütesiegels, ein Ausstiegsplan dazu wurde weder vom Ministerium noch von der AMA oder den Branchenverbänden präsentiert. Hier wird wiederum eine Chance vertan, auf heimisches und europäisches Soja ohne Gentechnik zu setzen und dessen Anbau bei uns gezielt zu fördern. Was bringt eine Eiweißstrategie, wenn sie nicht in das wichtigste Gütesiegel Österreichs einfließt?“, fragt Voglauer.
„Dieser Vorschlag samt neuer Richtlinie verkennt die wesentlich ambitionierteren Pläne in Deutschland und bringt unseren Bäuerinnen und Bauern einen großen Wettbewerbsnachteil. Profitieren wird von diesem Modell lediglich die Lebensmittelindustrie, welche sich für die nächsten Jahre ihr Billigfleisch gesichert hat“, sagt Voglauer.
Ziel klar verfehlt
Ein Ausstieg aus der Gentechnikfütterung findet sich lediglich im Gütesiegel TW100, welches ein doppelt so großes Platzangebot, als es das Gesetz vorschreibt, vorsieht. Dieses Basismodul des AMA-Gütesiegels zukünftig auch über die Fördermittel der Gemeinsamen Agrarpolitik zu fördern, können sich die Grünen nicht vorstellen.
„Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, welche den Ausstieg aus dem Vollspaltenboden vorschreibt und unseren Schweinen endlich eine ihrer Art gerechten Tierhaltung sichert. Zusätzlich braucht es einen klaren Zeitplan, bis wann wir jedes Schwein in Österreich ohne Gentechnik füttern. Wir sind dabei, die Anliegen des Tierschutzvolksbegehrens, welches von über 400.000 Menschen unterzeichnet wurde, auch in einen gesetzlichen Rahmen zu bringen. Der gesellschaftliche Anspruch ist klar definiert, auch die Schweinebranche und die dazugehörige Industrie wird sich bewegen müssen. Mit diesem AMA-Gütesiegel wurde das Ziel klar verfehlt.“