Die Studie befasste sich unter anderem mit den Auswirkungen und Optionen zum Thema Arbeits- und Fachkräftemangel. Nach Einschätzung der Befragten lauten die Top 3 der sinnvollsten Maßnahmen zur Reduktion des Arbeitskräftemangels wie folgt: 1. verbesserte Kinderbetreuung bzw. Ausbau der Kinderbetreuungszeiten (82 %); 2. mehr Beschäftigungsanreize für Arbeitslose (75 %); 3. Steuerbefreiung von Überstunden (72 %).
Gesetzliches Anrecht auf Kinderbetreuung in Tirol verankert
Was die Kinderbetreuung betrifft, so wurde ein gesetzliches Anrecht darauf im Tiroler Koalitionsübereinkommen verankert. „Wir haben die Zusage der Landespolitik, dass an der Umsetzung bereits intensiv gearbeitet wird“, so WK-Präsident Christoph Walser. Was den zweiten Punkt, Beschäftigungsanreize für Arbeitslose, betrifft, erklärt Walser:
„Es ist nicht hinzunehmen, dass die Arbeitsmarktreform im Dezember vergangenen Jahres einfach als ,gescheitert‘ erklärt wurde.“ Es lagen ausgearbeitete Vorschläge auf dem Tisch, die etwa ein degressives Arbeitslosengeld oder die Einschränkung von Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose vorgesehen hatten.
„Das würde einen deutlichen Beschäftigungsimpuls bringen. Die Bundesregierung muss über ihren eigenen Schatten springen und einen neuen Anlauf nehmen“, fordert Christoph Walser. Beim dritten Punkt, den Überstunden, gibt jede/r Zweite an, dass eine Steuerbefreiung die Bereitschaft zu Überstunden erhöhen würde. Die Umfrage macht zudem deutlich, dass in diesem Fall 70 Prozent der der jungen Berufstätigen (16 bis 29 Jahre) motiviert wären, Mehrarbeit zu leisten.
Schaffung von Anreizen
Auf Platz 4 finden sich mit Zustimmungen zwischen 67 und 68 % praktisch ex aequo die Schaffung von Anreizen für Pensionisten und Pensionistinnen, die Erleichterung der qualifizierten Zuwanderung sowie die bessere Integration von Asylwerber:innen in den Arbeitsmarkt.
„Was das Thema „längeres Arbeiten“ betrifft, ergab die Umfrage, dass ein abgabenfreies Zusatzeinkommen von 88 % der Unternehmen und 83 % der über 60-Jährigen als besonders wirksam für eine längere Arbeitsbereitschaft angesehen wird“, verweist Christoph Walser auf das hohe Potenzial in dieser Altersgruppe.
Bekämpfung des Fachkräftemangels erfordert mehrere Ansatzpunkte
Die Umfrage des Market-Instituts unterstreicht einmal mehr, dass es zur Entschärfung des Arbeits- und Fachkräftemangels nicht eine einzelne Lösung gibt, sondern verschiedene Ansatzpunkte, die parallel verfolgt werden müssen. „Wenn wir das Angebot sowie die Service- und Beratungsqualität für die Konsument:innen aufrecht erhalten und die Finanzierung der Leistungen des Staates sichern wollen, muss die Politik ihre Hausaufgaben machen und die vorliegenden Lösungsvorschläge rasch umsetzen“, fordert Christoph Walser.
Die Kosten des Arbeitskräftemangels
Arbeitskräftemangel betrifft alle Wirtschaftsbereiche und schwächt die Wirtschaft: Laut Statistik Austria gab es in Österreich 2022 rund 206.500 offene Stellen. Das sind über 40 % mehr als 2021 und über 60 % mehr als 2019. Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist schon jetzt eine enorme Herausforderung und wird sich durch die demografische Entwicklung noch weiter verschärfen.
Schere auf dem Arbeitsmarkt geht weiter auf
Synthesis Forschung hat berechnet, wie sich der Arbeitskräftebedarf in den nächsten Jahren in Österreich entwickelt. Wenn man diese Berechnungen einer WIFO-Prognose zur Entwicklung der Beschäftigung gegenüberstellt, zeigt sich eine besorgniserregende Lücke auf Österreichs Arbeitsmarkt: Bis 2040 können rund 363.000 Stellen nicht besetzt werden – wenn nicht gegengesteuert wird.
Nichtstun kommt teuer zu stehen
Wird nicht rasch und effektiv gehandelt, um das Arbeitskräfteangebot zu erhöhen, kommt uns diese Lücke teuer zu stehen. Und zwar nicht nur den einzelnen Betrieben und Arbeitnehmer:innen, sondern längerfristig dem gesamten Standort: 2040 würde das BIP um etwa 9 Prozent oder rund 50 Mrd. Euro (zu aktuellen Preisen) geringer sein, als es mit ausreichend Arbeitskräften sein könnte. Mit anderen Worten: Die Lücke auf dem Arbeitsmarkt kostet Wachstum und Wohlstand.
Die geringere Wirtschaftsleistung infolge des Arbeitskräftemangels hat merkbare Auswirkungen auf die Steuereinnahmen. Der Staat verliert laut WKÖ-Berechnungen von 2023 bis 2040 in Summe rund 150 Mrd. Euro an Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen.