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Landwirtschaft & Umwelt

Wenn Futtermittel knapp werden: Lieferengpässe betreffen auch Nutztiere

Beim 21. BOKU-Symposium Tierernährung diskutierten Forschende und Expert*innen Fütterungsstrategien von Nutztieren in Zeiten knapper Ressourcen. Egal ob Schwein, Fisch, Rind oder Geflügel, heuer stellten sich alle einer gemeinsamen Herausforderung: Lieferketten erweitern und Alternativen finden.

Lieferengpässe bei Futtermitteln

Vertreter*innen aus Forschung, Praxis sowie von Behörden und der Industrie aus Österreich und seinen Nachbarländern trafen sich heuer bereits zum 21. Mal an der BOKU, um aktuelle Fragen der Tierernährung zu diskutieren. „Normalerweise sprechen wir über unterschiedliche Herausforderungen der jeweiligen Sparten – von Wiederkäuern über Schweine und Geflügel bis hin zur Aquakultur. Heuer allerdings stellten wir fest, dass alle ein gemeinsames Thema beschäftigt: die Versorgungssicherheit“, erklärt Martin Gierus, Leiter des Instituts für Tierernährung, Tierische Lebensmittel und Ernährungsphysiologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Aufgrund von Engpässen und enormen Preissteigerungen suchten und fanden zwar viele Betroffene alternative Zulieferer, doch die Rufe nach stabileren Lieferketten werden dringlicher. „Wenn es schnell gehen muss, stellt vor allem die Sicherung der Qualität ein zentrales Problem dar“, erklärt Gierus.

Sind Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie die Lösung?

Die Rohstoffmengen, die in der Fütterung von Nutztieren in Österreich eingesetzt werden, können nur teilweise aus heimischer Produktion gedeckt werden. Neben viel Importware, die schwankenden Märkten ausgesetzt ist, rücken jetzt Nebenprodukte der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie – wie etwa Schalen oder Weizenkleie – zunehmend in den Fokus, um eine sichere Fütterung von Nutztieren zu gewährleisten. Dazu müssen allerdings vorab wesentliche Fragen geklärt werden, etwa: Wie kann man sie einsetzen und was kann dadurch gespart werden? Was ändert das für den Energiehaushalt der Nutztiere? Gibt es Mykotoxingehalte, welche die vorgeschriebenen Grenzwerte überschreiten? „Mangelnde Kenntnisse über den Nährwert und mögliche Zusatznutzen von Nebenprodukten oder neuartigen Futtermitteln sowie Angebotsschwankungen stellen dabei nicht nur eine fachliche, sondern auch eine praktische Herausforderung dar“, so Gierus.

Vorgaben für die Versorgung von Nutztieren sind wichtig

Vorgaben für eine artgerechte und bedarfsdeckende Versorgung von Nutztieren mit Energie und Nährstoffen sind für die Entwicklung von Fütterungsstrategien essentiell. Denn diese werden gerade in den kritischen Phasen der Tierproduktion eingesetzt, beispielsweise beim Absetzen von Ferkeln vom Mutterschwein, wo ohnehin ein Risiko für erhöhten Stress bei den Tieren besteht. „Hier muss besondere Aufmerksamkeit auf eine gesicherte und richtige Ernährung gelegt werden“, erklärt Gierus. In Zeiten knapper Ressourcen intensiviert sich das Interesse für eine effizientere Nutzung. Damit einher gehen Überlegungen zur Entwicklung von Produktionssystemen im Naturraum, mit Fokus auf das Wohlbefinden der Tiere und ihrer Umwelt. Zunehmende Digitalisierung soll dabei ressourcenschonende Fütterungsstrategien unterstützen.

Das BOKU-Symposium Tierernährung widmet sich jedes Jahr den neuesten Entwicklungen in der Tierernährung, informiert über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand und regt den Wissenstransfer zwischen Forschung und Industrie an. In diesem Jahr nahmen rund 200 Expert*innen und Forschende teil. Das nächste BOKU-Symposium Tierernährung wird am 29. Februar 2024 stattfinden.

Kontakt
Univ.Prof. Dr.agr. Martin Gierus
Universität für Bodenkultur Wien
Department für Agrobiotechnologie, IFA-Tulln
Institut für Tierernährung, Tierische Lebensmittel und Ernährungsphysiologie
Tel.: +43-47654-97601

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