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Landwirtschaft & Umwelt

Schweinebranche entwickelt sich zu langsam

Die  Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels für Schweinefleisch ist zu wenig zukunftsweisend für Konsumentinnen und Konsumenten sowie Landwirtschaft. Im internationalen Vergleich bewegt sich die heimische Schweinebranche am europäischen Mindeststandard.

In keinem anderen EU-Land wird pro Kopf so viel Schweinefleisch gegessen wie in Österreich. Schwein ist Bestandteil vieler typisch österreichischer Gerichte und die beliebteste aller Fleischarten.

Obwohl der überwiegende Teil der in Österreich gemästeten und geschlachteten Schweine auf heimischen Bauernhöfen geboren wird sieht die Realität in Österreich derzeit wie folgt aus: 97,2% der Schweine werden konventionell gehalten, davon etwa 80% am Vollspaltenboden. Um das zu ändern gibt es ein neues Tierwohl Programm der AMA. Daran gibt es allerdings einiges zu kritisieren.

Mehr Tierwohl Programm der AMA nicht zwingend

In Betrieben, die freiwillig auf der neuen, höchsten Stufe des „Mehr Tierwohl“-Programms der AMA produzieren, sollen Schweine künftig eingestreute LiegeZächen und doppelt so viel Platz wie bisher haben. Grundsätz- lich ein begrüßenswerter Schritt.

Doch das Programm basiert auf Freiwilligkeit, wie viele Betriebe einsteigen werden, bleibt unklar. Genauere Details über Haltungsbedingungen wie Auslauf, Fütterung oder Beschäftigungsmaterial bleiben derzeit offen. Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben, dazu:

„Dass sich die Schweinebranche bewegt, ist positiv zu bewerten. Doch dass die Maßnahmen für mehr Tierwohl nicht umfassender und verbindlicher ausfallen, ist schade. Der Vorschlag entspricht weder den hohen Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten, die gern zu Tierwohl greifen möchten, noch wird er den immer lauteren Forderungen unserer Gesellschaft nach mehr Tierwohl gerecht. Klar ist: Konsumentinnen und Konsumenten wollen sich auf Tierwohl-Programme verlassen. Neue Schritte müssen richtungsweisend und mutig sein.“

Verunsicherung für Österreichs Bäuerinnen und Bauern

Die Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels für Schweinefeischprodukte, wie sie kürzlich präsentiert wurde, verunsichert auch Österreichs Bäuerinnen und Bauern. Diese biete nämlich zu wenig Orientierung für die Zukunft, wie Hannes Royer fortfährt:

„Wenn ich heute einen jungen Schweinebauern nach seiner Zukunft frage – ich bezweile, dass er mir eine Antwort geben kann. Der AMA Masterplan gibt den Landwirtinnen und Landwirten in seiner heutigen Form keine klare Richtung vor. Es bleibt völlig unklar, wie ich meinen Schweinestall heute bauen muss, damit er auch 2030 noch den Standards und den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht.“

 

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