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Diese Forderungen sollen die Lehre attraktiver machen

Fehlende Lehrlinge und Fachkräftemangel sind immer noch ein großes Problem. Die Hürden von fehlendem Personal sind nicht neu. Mit mehr Förderungen erwartet man sich einen Aufschwung in der Lehrlingsausbildung. Hier ist die Politik weiterhin gefragt.

„Viele Eltern geben im Zweifel immer noch einer schulisch-akademischen Ausbildung den Vorrang. Eine Lehre wird nach wie vor hauptsächlich als Arbeit gesehen – aber eine Lehre ist vor allem eines: eine Top-Ausbildung. Das Image der Lehre hat sich in den vergangenen Jahren zwar massiv verbessert, ist aber noch nicht dort, wo es sein müsste“, sieht WK-Lehrlingskoordinator David Narr die Hauptursache für die aktuelle Situation. So müsse auch mit weiteren Forderungen, die Attraktivität eines Lehrberufes aufgebessert werden

Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung

Vor einigen Wochen hat die Bundespolitik die Weichen für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung gestellt.

Bis die Auswirkungen der Reform wirtschaftlich spürbar sind, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Die WK Tirol bot den Tiroler Unternehmen deshalb an, ein kostenloses Lehrstelleninserat zu schalten und stieß dabei auf große Resonanz: Rund 500 Firmen haben sich mit mehr als 860 Lehrstellen gemeldet. „Die Betriebe holen wieder auf und rüsten sich für die nächsten Monate. Nach der Zeit der Pandemie ist der Aufschwung wieder zu spüren“, so WK-Präsident Christoph Walser.

Reduzierter Klimaticketpreis

Attraktive Öffi-Angebote wären diesbezüglich sehr zu begrüßen, dennoch werden Lehrlinge, die den Berufsschulbesuch in einem anderen Bundesland absolvieren, benachteiligt, betont Walser: „Die mehr als 600 Lehrlinge, die eine Berufsschule in einem anderen Bundesland absolvieren, kommen noch immer nicht in den Genuss von Angeboten wie dem LehrPlus-Ticket. Und sind damit trotz Vorteilscard oder Fahrtbeihilfe mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert.“

Bislang wurde diese Ungleichbehandlung damit argumentiert, dass eine bundeslandübergreifende Regelung schwierig sei. „Die Einigung auf das neue Klimaticket sollte nun aber Basis für einen Durchbruch bei einer attraktiven Fahrtkostenregelung für die betroffenen Lehrlinge sein“, so der Lehrlingskoordinator.

„Unser Vorschlag für ein bundeslandübergreifendes Lehrticket wären deshalb reduzierte Klimaticketpreise mit den Verkehrsverbünden der Bundesländer für die Strecke Wohnort – Berufsschule, zeitlich begrenzt auf zehn Wochen oder der Lehrling trägt einen geringen Selbstbehalt (19,60 Euro). Damit wäre eine Gleichbehandlung aller Lehrlinge gegeben.“

Der Präsident fügt an: „Grundsätzlich sollte man sich an dieser Stelle Gedanken machen, wie es gelingen könnte, den Status des Lehrlings an den Status eines Schülers anzugleichen. Von der unterschiedlichen Behandlung bei den Prüfungsgebühren bis hin zur Namensänderung des Lehrlings.“

Erfolgsprämien für Absolventen von Meister- und Befähigungsprüfungen

„Ein großer Wunsch von uns wäre zudem eine Erfolgsprämie für ausgezeichnete Absolventen von Meister- und Befähigungsprüfungen“, erklärt Narr. Meister und Befähigungsprüfungen werden großteils von Personen abgelegt, die sich nach einer Lehrabschlussprüfung beruflich höher qualifizieren möchten.

Die derzeit vom Land Tirol ausgelobte „Update-Förderung“ unterstützt Personen, welche sich durch Kursmaßnahmen aus- bzw. weiterbilden und somit beruflich höher qualifizieren, im Ausmaß von bis zu 3.500 Euro. „Personen, die sich anschließend entweder zur Meisterprüfung oder einer Befähigungsprüfung anmelden, haben entsprechende Prüfungstaxen zu entrichten. Diese werden von der angesprochenen Update-Förderung jedoch nicht erfasst.

Die vorgeschlagene Prämie soll diese Kosten pauschaliert abdecken bzw. auch darüber hinausgehen und vom Prüfungserfolg abhängig gemacht werden. So bietet sie einen zusätzlichen Anreiz, noch mehr Einsatz bei der Aneignung fachspezifischer Fertigkeiten und Kenntnisse zu zeigen.“ Bezugnehmend auf diesen Umstand wird angeregt, eine weitere Förderung des Landes Tirol zu installieren.

Staatssekretär für duale Ausbildung

Gelöst werden könnte dieses Problem auch mit der Bestellung eines Staatssekretärs für duale Ausbildung. „Ausgestattet mit entsprechender Kompetenz und Etat könnte diese Stelle als Treiber bundesweiter Projekte und Koordination der Bundesländer agieren“, fordert Lehrlingskoordinator Narr.

„Ein Staatssekretär für duale Ausbildung sollte und könnte sich auf höchster politischer Ebene für alle untenstehenden Ungerechtigkeiten einsetzen und würde die Wichtigkeit der dualen Ausbildung unterstreichen.“ Denn die Einrichtung eines Staatssekretariates für die duale Ausbildung beim Wirtschaftsministerium würde die Wichtigkeit dieser „Fachkräfteschmiede“ unterstreichen und den vielen Worten auch Taten folgen lassen.

So müsse auch die Lehrlingsausbildung der neuen Arbeitswelt angepasst werden, erklärt Präsident Walser: „Stellt ein Lehrbetrieb auf eine 4-Tage Woche um, ist das für den Jugendlichen nicht möglich. Diese dürfen maximal 9 Stunden pro Tag arbeiten. Diese Situation muss den neuen Anforderungen des Marktes angepasst werden.“

WK als Unterstützer der Lehre

Die Wirtschaftskammer sieht sich als Unterstützer der Lehre und trägt mit laufenden Kampagnen zur Steigerung des Images bei. „Wir forcieren die Aufwertung des berufspraktischen Bildungsweges und fordern, dass mit der dualen Ausbildung die höchsten Qualifikationsstufen im Nationalen Qualifikationsrahmen erreicht werden können.

Es ist bereits vieles in dieser Richtung passiert – das Ziel ist die völlige Gleichwertigkeit mit dem schulisch-akademischen System“, so Walser. Die WK Tirol und ihre Bezirksstellen können auch als Anlaufstelle auf der Suche nach Praktika genutzt werden, so der Präsident.

 

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