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Schirnhofer ist zurück

Der im Zuge der Zielpunkt-Pleite insolvent gewordene steirische Fleischproduzent Schirnhofer hat den Turnaround geschafft, erfüllt die Insolvenzquote von 30 Prozent und holt sich jetzt Geld über Crowdfunding.

„Wir erwirtschaften im Geschäftsjahr 2017/18 ein EGT von rund 1,2 Millionen Euro, die letzte Insolvenzquote begleichen wir im Jänner 2018″, berichtete Karl Schirnhofer bei einer Pressekonferenz in Kaindorf. „Wir werden auch die dritte Quotenrate aus eigener Kraft erfüllen können und im Jänner 2018 rund sechs Millionen Euro gezahlt haben”, so der Firmenchef.

Möglich wurde die Sanierung durch die Trennung von Beteiligungen (Aibler und Blasko) sowie durch den Verkauf des Gastronomie-Vertriebs an Kröswang und des eigenen Maschinenparks, der allerdings durch ein Sale-Lease-Back-Modell erhalten blieb. Auch Schirnhofer selbst blieb der Privatkonkurs erspart. Denn mittlerweile läuft es wieder: Der Umsatz im Geschäftsjahr 2016/17 (1. April bis 31. März) wuchs auf 32 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar noch minus 900.00 Euro. „Aber 2017/18 peilen wir rund 42 Mio. Euro an, das EGT wird 1,2 Mio. Euro betragen”, zeigte sich Schirnhofer optimistisch. Auch der Mitarbeiterstand werde von aktuell 140 noch um 15 bis 20 aufgestockt werden. Zurückgegangen ist wegen der Pleite der Lehrlingsanteil, derzeit würden zwei in der Produktion ausgebildet.

Schirnhofer möchte sich vor allem auf die gut etablierte Marke Almo (Almochse) konzentrieren, zu dessen Produktion das Unternehmen mit der Berglandgemeinschaft mit rund 400 Landwirten zusammenarbeitet. Aktuell wird eine neue Skin-Verpackungsmaschine benötigt, der Finanzbedarf beträgt 400.00 bis 500.000 Euro. Die Mittel sollen über die Grazer Crowdfunder Lion Rocket GmbH aufgebracht werden, die mit der Kampagne am Mittwoch starteten. „Mindestens 100.000 Euro sollen aufgebracht werden“, sagte Lion Rocket-Geschäftsführer Wolfgang Deutschmann.

Das Entwickeln von Visionen hat Schirnhofer auch nach der Pleite nicht aufgegeben: „Wir planen der Österreich-Spezialist für ethisch produzierte Fleischprodukte zu werden“. Zuletzt habe man im Jahr rund 4.500 Ochsen geschlachtet, aufstocken könne man auf 6.000 Ochsen. Die Vision wären 10.000 Ochsen. „Wir haben viele Bauern in der Warteschleife, die mitmachen wollen und die Voraussetzungen mitbringen“, sagte Schirnhofer. Eine spezielle Kooperation habe man mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in Bezug auf das Tierwohl-Siegel für Almo-Fleisch. Nach dem Vorbild eines englischen Tierwohl-Schlachthofs habe man einen eigenen in Weiz errichtet. Dort würden die Tiere ohne Zeitdruck auf die Schlachtung vorbereitet. Jede Schlachtung werde gefilmt, es gebe eine eigene Betäubungsbox. Schirnhofer hat in diesen Schlachtbetrieb 70.000 Euro investiert, die er eigentlich dem Land Steiermark, das bei seiner Insolvenz ausständige Zahlungen an seine Almo-Bauern übernommen hat, zurückzahlen wollte. Da das Land das Geld nicht genommen hat, habe er es in jenen Betrieb investiert, der die Ochsen seiner Vertragsbauern schlachtet.

Ab 9. Juni werden Schirnhofer-Produkte in Österreich bei Metro sowie bei Merkur und Penny zu haben sein. Bei Billa müsse man noch abwarten. In Süddeutschland sei man auch bei Rewe und mit einzelnen Produkten bei Edeka gelistet. Eine Listung bei Spar sei kein Thema, Spar stelle sich diesbezüglich selber gut auf, so Schirnhofer. An weiteren Aktivitäten setze man einen Lkw mit Almo-Spezialitäten als Marketing-Vehikel bei Food-Festivals ein. Der Online-Shop sei seit einigen Monaten mit großem Erfolg im Direktverkauf tätig. Neu in der Produktpalette seien der Almo-Wok und eine Rindfleischwurst – bei letzterer wurde der sonst übliche Schweinefleischanteil durch ein Milchsahneprodukt ersetzt.

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