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Lebensmitteleinzelhandel: Einheitliche Vorgehensweise bei einem Blackout

Bundesminister Norbert Totschnig und Leonore Gewessler haben in einem Runden Tisch mit Branchenvertretern und Experten über eine einheitliche Vorgehensweise des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) im Falle eines Blackouts beraten.

Eines vorweg: Laut Bundesministerin Leonore Gewessler ist das Risiko einer Strommangellage „sehr gering und unwahrscheinlich“. Der Lebensmitteleinzelhandel mit jährlich rund 1.100 Gigawattstunden Stromverbrauch sei aber auch ein wichtiger Partner für die Energiewende. „Jede Kilowattstunde, die eingespart werden kann, haben wir länger in den Speichern und ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt aus der Abhängigkeit von Russland. Gleichzeitig müssen wir die Energiewende entschlossen vorantreiben. All das erfordert einen nationalen Kraftakt. Dazu braucht es alle Verantwortungsträger auf allen Ebenen“, so die Klimaschutzministerin. Das Commitment des Lebensmittelhandels, Energiesparmaßnahmen und den Umstieg auf erneuerbare Energien weiter zu stärken und auszubauen, sei gerade in der aktuellen Situation von großem Wert.“

LEH-Vorgehensweise bei Blackout

Die einheitliche Vorgehensweise von Handelspartnern in Abstimmung mit dem Fachverband des Lebensmittelhandels der Wirtschaftskammer Österreich sieht vor, dass am ersten Tag eines Blackouts alle Geschäfte geschlossen bleiben. Ab dem zweiten Tag werden von 10:00 bis 15:00 Uhr bei Märkten von Spar-Interspar, Maximarkt, Billa, Penny, Adeg, Sutterlüty, Hofer, Lidl, Nah und Frisch, Unimarkt und M-Preis Sackerl mit gemischten Frischeprodukten ausgegeben. Aus logistischen Gründen können im Krisenfall keine Wünsche für den Inhalt berücksichtigt werden. Zusätzlich können fertig zusammengestellte Lebensmittel- und Getränke-Sackerl gegen Barzahlung erworben werden. Inhalt sind etwa Wasser, haltbares Brot, Konserven sowie Fertigprodukte oder auch Kerzen. Auf Wunsch auch Babyartikel und Hygieneprodukte. Die Ausgabe erfolgt vor den Geschäften. Ein Betreten der Geschäfte oder ein Selberaussuchen der Produkte wird im Krisenfall nicht möglich sein.

Darüber hinaus werden vom Lebensmittelhandel ab dem zweiten Tag eines möglichen Blackouts von 9:00 bis 10:00 Uhr Lebensmittel an die Gemeinden und Blaulichtorganisationen ausgegeben. Ab dem dritten Tag können aus Gründen der Lebensmittelsicherheit nur mehr Produkte aus dem Trockensortiment ausgegeben werden.

Die Organisation der Abgabe wird in enger Kooperation mit den Städten und Gemeinden als wichtigsten Partnern vor Ort erfolgen. Sowohl Städte- als auch Gemeindebund wurden bei der Erstellung des Blackout-Konzeptes eingebunden. Wie bisher wird der Bevölkerung für so einen Krisenfall eine eigenständige Haushaltsbevorratung von Lebensmitteln für 14 Tage empfohlen.

Blackout: Was tun, wenn nichts mehr geht?

Handelsverband und GfKV präsentieren neuen Blackout-Vorsorge-Ratgeber für den Handel

Im vergangenen Jahr erinnerten uns zwei Großstörungen im europäischen Stromversorgungssystem daran, dass es trotz aller Sorgfalt keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Seither beschäftigen sich Politik, Medien und Wirtschaft intensiver mit den Folgen eines plötzlichen, überregionalen, länger andauernden Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfalls – einem sogenannten Blackout. Zurecht, denn die Folgen eines Blackouts wären für die Gesellschaft, Wirtschaft und den Handel katastrophal.

Um die Branche bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten, hat der Handelsverband gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV) einen umfassenden Blackout-Ratgeber für den Handel herausgegeben.

Wahrscheinlichkeit für ein Blackout in Österreich laut Bundesheer bei fast 100 Prozent

„Eine stabile Stromversorgung ist nicht selbstverständlich. Österreich zeichnet sich zwar durch eine überdurchschnittlich hohe Versorgungssicherheit aus, aber verschiedenste Einflüsse wie der Ukraine-Krieg, die Gas- und Energiekrise sowie das Wachstum im Cybercrime-Bereich lassen auch die Blackout-Gefahr rasant ansteigen. Würde der Strom hierzulande für 24 Stunden ausfallen, läge der volkswirtschaftliche Schaden laut Berechnungen der JKU Linz bei mindestens 1,2 Milliarden Euro“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

„Laut Bundesheer liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem größeren, überregionalen Stromausfall in Österreich kommen wird, bei fast 100 Prozent. Es braucht Präventionsmaßnahmen und länderübergreifende Strategien, um die Versorgungssicherheit auch in Zukunft gewährleisten zu können. Daher steht der Handelsverband im engen, laufenden Austausch mit dem Innenministerium, dem Verteidigungsministerium und dem Bundeskriminalamt“, so Will.

„Es ist essenziell, dass wir uns als Gesellschaft gezielt auf ein solches Szenario vorbereiten. Mit dem Blackout-Vorsorge-Ratgebermöchten wir die heimischen Händler mit Hintergrundinformation, Präventionsmaßnahmen, praxisnahen Tipps und Checklisten unterstützen. Denn eines ist klar: Je besser der österreichische Handel auf ein Blackout vorbereitet ist, desto besser werden wir die kaum fassbaren Folgen einer möglichen schweren Versorgungskrise bewältigen können“, ergänzt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

Wenn der Staat nicht mehr kann, schlägt die Stunde von Eigenverantwortung & Zivilgesellschaft

Ein Blackout würde nicht nur zu einem großflächigen Stromausfall führen, sondern fast alle Infrastruktur- und Versorgungsleistungen betreffen, es würde schlagartig nichts mehr funktionieren. Daher ist ein solches Ereignis auch nicht mit Stromausfällen, wie wir sie auch in Österreich nach heftigen Unwettern kennen, vergleichbar. Während nach lokalen oder regionalen Stromausfällen ziemlich rasch wieder alles wie gewohnt funktioniert, würde die Wiederherstellung der gewohnten Versorgung nach einem überregionalen Ereignis oder auch in Folge einer Gas- und Strommangellage wesentlich länger dauern, was häufig unterschätzt wird.

„Mehr als vielen Menschen bewusst ist, hängt unser Alltag völlig von einer intakten Stromversorgung ab – im städtischen Bereich sogar noch stärker als am Land. Daher sollte sich jede und jeder Einzelne von uns mit entsprechenden Vorsorgemaßnahmen befassen. Denn bei einem solchen überregionalen Ereignis geraten auch die gewohnten und sehr verlässlichen Strukturen der organisierten Hilfe rasch an ihre Grenzen. Niemand kann bei einer gleichzeitigen eigenen Betroffenheit Millionen Menschen helfen. Wir können eine solche Krise nur gemeinsam und durch Vorbereitung bewältigen“, ist Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge und Blackout-Vorsorge-Experte des Handelsverbandes, überzeugt.

Gemeinsam soll in den nächsten Monaten auch die Dachmarke „Mach mit! Österreich wird krisenfit!mit konkreten Angeboten für die Vorsorge in den Handel gebracht werden.

Corona-Pandemie als Weckruf

Mit einer Versorgungssicherheit von 99,99% zählt die österreichische Stromversorgung zu den verlässlichsten der Welt. Daher ist für viele Menschen nur schwer nachvollziehbar, warum das eines Tages anders sein sollte. Doch es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Nirgends. Daher sollten wir als Gesellschaft in der Lage sein, sowohl mit absehbaren als auch mit unerwarteten Krisen umzugehen. So ist die Politik gerade jetzt in der Gas-Krise gefordert, die Risiken in unserer Energieversorgung zu minieren.

„Bei einem Blackout spielt der Lebensmittelhandel als Kritische Infrastruktur und Nahversorger eine zentrale Rolle. Daher ist die Vorbereitung auf ein Blackout Teil der Krisen- und Notfallpläne der Händler. Die Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit nochmal verstärkt. Die Vorbereitung auf ein Blackout geht Hand in Hand mit dem Ausbau autarker grüner Stromquellen aus Photovoltaik und Windenergie. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Bundeseinrichtungen und den Länderorganisationen muss das Ziel sein, um eine geordnete Verteilung der Lebensmittel im Krisenfall sicherzustellen“, sagt Robert Spevak, Leiter des Handelsverband-Ressorts „Sicherheit im Handel“ und Abteilungsleiter Revison und Sicherheit bei Metro Österreich.

„Ein hoher Stellenwert kommt hier auch der Schulung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu, damit diese privat wie beruflich bestmöglich auf den Ernstfall vorbereitet sind. Wenn wir die Grundversorgung schaffen, dann schaffen wir alles andere auch“, so Spevak.

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