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Tönnies investiert in pflanzliche Proteine: Ambitionierte Pläne für Fleischersatzprodukte

Der deutsche Fleischriese Tönnies setzt auf vegane Alternativen und plant, den Umsatz in diesem Bereich bis 2026 zu verdoppeln. Trotz wachsender Investitionen in pflanzliche Proteine bleibt echtes Fleisch das Kerngeschäft des Unternehmens.

Die Tönnies Gruppe, Deutschlands größtes Schlachtunternehmen, kündigt eine signifikante Erweiterung ihrer Geschäftsaktivitäten im Bereich pflanzlicher Fleischersatzprodukte an. Bis 2026 plant der Konzern, den Umsatz in diesem Segment von derzeit 60 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro zu steigern. Ein entscheidender Schritt auf diesem Weg ist das Investment in das Berliner Start-up „Nosh“, das alternative Proteine aus dem japanischen Schimmelpilz Koji gewinnt. Diese Proteine können in einer Vielzahl von Produkten verwendet werden, darunter Fleisch- und Fischalternativen, Soßen und sogar Tiernahrung.

Fleischalternativen – ein Markt mit Wachstumspotenzial

Max Tönnies, der Sohn von Firmenchef Clemens Tönnies, sieht diesen Schritt als bahnbrechend für das Unternehmen. „Diese Grundstoffe können wir zudem in unseren eigenen Fleischersatz-Produkten verwenden“, sagte er in einem Interview. Obwohl der Markt für Fleischersatzprodukte derzeit eine Phase der Stagnation durchläuft, bleibt Tönnies zuversichtlich. Er betont, dass der Markt trotz Inflation und hoher Preise weiterhin Wachstumspotenzial bietet. Doch für ihn bleibt „das Original“ weiterhin unübertroffen, und auch in Zukunft wird das Unternehmen seinen Fokus auf traditionelles Fleisch beibehalten.

Für den österreichischen Markt könnte dies interessante Entwicklungen mit sich bringen. Obwohl die heimische Fleischindustrie von kleineren, oft regionalen Produzenten dominiert wird, könnte Tönnies’ verstärkte Investition in pflanzliche Proteine auch hier Impulse setzen. Österreichs Konsumenten legen zunehmend Wert auf nachhaltige und alternative Lebensmittel. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der wachsenden Beliebtheit pflanzlicher Produkte im Handel.

Kerngeschäft bleibt Fleisch

Tönnies’ Vorstoß in den Markt für alternative Proteine erfolgt jedoch nicht auf Kosten des traditionellen Geschäfts. Der Konzern bleibt fest in der Fleischproduktion verwurzelt und sieht weiterhin großes Potenzial, insbesondere im Bereich des Rindfleischs. Der Trend in Kantinen und Mensen, vermehrt auf Rinderhack statt gemischtem Hackfleisch zu setzen, eröffnet neue Wachstumschancen.

Gleichzeitig sieht Max Tönnies in höherem Tierwohl die Zukunft der Fleischindustrie, betont jedoch, dass eine Umstellung nur mit staatlicher Unterstützung erfolgreich sein kann. Die Reduzierung der Tierzahlen in Deutschland hält er für den falschen Weg. Stattdessen plädiert er für eine nachhaltige Fleischproduktion, die den Anforderungen des Klimaschutzes und der Nachfrage gerecht wird.

Während Tönnies im internationalen Geschäft weiter expandiert, bleibt Österreich ein interessanter Markt, besonders im Bereich der Weiterveredelung von Fleischprodukten. Auch hier möchte der Konzern weiter wachsen und sein Portfolio erweitern, möglicherweise auch durch die Einführung neuer, innovativer Fleischersatzprodukte.

Max Tönnies führt das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Clemens Tönnies und treibt einen umfassenden Veränderungsprozess voran. Dieser soll den einzelnen Geschäftsbereichen mehr Eigenständigkeit ermöglichen und das Unternehmen agiler machen. Nachhaltigkeit und Internationalisierung stehen dabei ebenso im Fokus wie die Anpassung an neue Konsumtrends – sowohl in Deutschland als auch in Österreich.

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