Zuletzt haben Corona und der Krieg in der Ukraine unser international vernetztes Lebensmittelsystem auf die Probe gestellt, etwa in den Bereichen Lieferketten, Verfügbarkeit von Rohstoffen und bei der Energieversorgung. „Gleichzeitig konnte die Grundversorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln und regionalen Produkten jederzeit gewährleistet werden. Das unterstreicht die Resilienz und Wandlungsfähigkeit unserer Lebensmittelproduktion, der Verarbeitungsbetriebe und des Handels. Und genau diese Qualitäten kommen uns zugute, um kommende Anforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen“, ist Stefan Mair, Obmann des Landesgremiums des Tiroler Lebensmittelhandels in der WK Tirol überzeugt.
Aus Herausforderungen Chancen machen
Eingebettet in europäische und globale Kreisläufe ist unsere Lebensmittelversorgung mitten im Wandel. Die wachsende Weltbevölkerung, Klimawandel, Wetterextreme und Produktivitätsschwankungen, die Notwendigkeit, entlang der gesamten Wertschöpfungskette Nachhaltigkeit voranzutreiben und Ressourcen zu schonen, sind nur einige der zentralen Herausforderungen. Deren Tragweite spiegelt sich etwa im Green Deal und der EU-Strategie „From Farm to Fork“ sowie in nationalen Maßnahmenplänen wider. Zugleich eröffnen sich Chancen und Möglichkeiten, unsere Lebensmittelversorgung erfolgreich weiterzuentwickeln. „Das Ziel ist es, die Bevölkerung mit ausreichenden und gesunden Lebensmitteln zu fairen Preisen für Konsument:innen und Produzent:innen zu versorgen und die Wettbewerbsfähigkeit der Akteur:innen zu gewährleisten. Beim 2. Tiroler Lebensmittelkongress bringen wir Produzent:innen, Verarbeiter:innen und Vertreter:innen des Lebensmittelhandels sowie Expert:innen zusammen, um zu identifizieren, welche Chancen sich für uns alle ergeben, wie wir gemeinsam Herausforderungen meistern können, wie wir gemeinsam den Wandel und unsere Zukunft gestalten können und insbesondere, wie Konsument:innen Teil dieses Wandels sein können. Sie sind unverzichtbar, um den Wandel zu unser aller Vorteil zu gestalten“, so Mair. Der Tiroler Lebensmittelkongress wird einmal im Jahr vom Landesgremium des Tiroler Lebensmittelhandels in der WK Tirol in Zusammenarbeit mit der Agrarmarketing Tirol ausgerichtet.
Innovation und Kooperation als Erfolgsfaktoren
Was die Lebensmittelversorgung in Tirol angeht, orten die Veranstalter des Lebensmittelkongress ebenso wie die geladenen Expert:innen Chancen durch neue Kooperationsformen und Innovationen. „Die Landwirtschaft hat bereits in der Vergangenheit enorme Veränderungen und Entwicklungen vollzogen. Die standortangepasste Landwirtschaft ist gelebte Kreislaufwirtschaft und bietet dafür alle Voraussetzngen, damit diese Herausforderungen bewältigt werden können. Die Rahmenbedingungen für die bäuerliche Arbeit stehen in einem ständigen und immer schneller werdenden Wandel. In Zeiten der Transformation ist es entscheidend, dass wir zusammenstehen, das Miteinander pflegen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Dabei ist es wichtig, eine gemeinsame Strategie zu haben und gleichzeitig die notwendige Agilität zu bewahren. Bewusstseinsbildung und Kooperationen, gute Handelsbeziehungen sowie Solidarität und Kooperation zwischen den Agierenden entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind zentrale Elemente eines resilienten Ernährungssystems“, sagt Mathias Pöschl, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol.
Univ.-Prof. Dr. Oliver Koll vom Institut für Management und Marketing der Universität Innsbruck und einer der Vortragenden am 2. Tiroler Lebensmittelkongress, unterstreicht dazu die Wichtigkeit von Kooperationen. „Nur durch die Zusammenarbeit von Unternehmen und Konsument:innen, Regionen und Gemeinden ist ein Mehrwert für alle Systempartner:innen erzielbar. Gemeinsame Wertschöpfung ist ein Erfolgsfaktor für nachhaltige Lebensmittel. Voraussetzung für ein Gelingen solcher Kooperationen ist, die jeweiligen Interessen von Landwirt:innen, lokalen Hersteller:innen, Verarbeiter:innen, Handelsorganisationen, Konsument:innen, Bevölkerung und Gästen zu berücksichtigen.“ Laut Koll können bestehende, erfolgreiche Kooperationen, die teilweise schon etablierte Marken sind, als Vorbild dienen. Um diese Kooperationen auf ein höheres Level zu heben und für kommende Veränderungen gerüstet zu sein, brauche es noch mehr an Co-Creation, Netzwerkbildung und Plattformen, aber auch Förderprogramme sowie Bildung und Schulungen. Details dazu wird Koll beim 2. Tiroler Lebensmittelkongress aufzeigen.